Trauer um Geschwister - Mein Bruder hat Suizid begangen
Mein Bruder hat Suizid begangen und das ist 10 Jahre her.
Er war kein perfekter Mensch, keinesfalls, doch so ein liebevoller Mensch, der dennoch mit seinen 24 Jahren immer noch Blödsinn im Kopf hatte. Ich war 8 Jahre, als ich ihn verlor und naja, sowas konnte ich in diesem Alter nicht richtig verstehen.
4 lange Monate lag er im Koma und leider lag er ziemlich weit weg, somit konnten meine Mama und ich nicht oft genug zu ihm. Doch wenn wir da waren, war es immer schrecklich, das war nicht mehr mein großer Bruder Reinhard, es war jemand anderes. Ich konnte ihm seinen Schmerz ansehen, er lag da und hat sich immer wieder gekrümmt und hat gestöhnt. Schlimm war auch, meine Mutter zu sehen, die jeden Tag gehofft hat, dass er erwacht. Sie wollte Antworten, wollte ihm helfen, wenn er wieder da ist.
Ich weiß noch, einen Tag vor seinem Suizid waren wir mit ihm im Krankenhaus, wegen seinem Sohn (war nichts Schlimmes, hatte Fieber). Und ich war so sauer, weil ich nicht mit rein durfte (war zu jung) und hab nicht mehr mit ihm gesprochen. Hätte ich gewusst, dass er sich in jener Nacht erhängt, hätte ich mich nicht dermaßen aufgeführt. Am 29.11.1999 kam dann der Anruf, Reinhard F. ist gegen 17 Uhr verstorben. Obwohl ich den Suizid nicht richtig verstand, war ich sehr traurig, meine Mutter war am Ende... Sie war schon so psychisch nicht stark, und das hat sie umso mehr psychisch kaputt gemacht.
Nun war der Tag der Beerdigung, die erste Beerdigung, die ich je im meinem Leben erlebte. Ich habe so geweint und geschrien, es war bis jetzt das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Und ich frage mich bis heute, wo ich einiges besser verstehe, wieso nur? Wir hätten ihm geholfen, egal worum es geht... Er war mein cooler, großer Bruder und auf einmal gab es ihn nicht mehr.
Einfach weg, er war 24 Jahre, das ist doch kein Alter?!? Außerdem hatte er einen Sohn, er hatte ein Leben vor sich, in dem er vieles hätte verändern und vieles besser machen können.
Aber gegen das Schicksal wird man wohl nie ankämpfen können... Aber ich kann jetzt sagen, dass meine Mama ihren Sohn wiedersehen kann und ich weiß, dass die beiden eine Menge Spaß haben, da wo sie sind... Ich vermisse Dich "Locke"!
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Kommentare 2
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Kannbe
Hallo,
ich kann das alles nur allzugut nachempfinden. Meine allerbeste Freundin hat am 20.07.19 Suizid begangen. Ich stand 3 Wochen unter Schock und nun habe ich mit der tiefsten Trauer, die ich je empfunden habe, zu kämpfen und weiss nicht wie ich das verarbeiten kann? Obwohl am 18.09.19 die Beisetzung war denke ich immernoch, dass es ein Traum ist und sie jeden Moment anruft oder bei mir an der Tür klingelt. Wir sind 13 Jahre zusammen durchs Leben gelaufen und nun ist sie plötzlich nicht mehr da. Alles erinnert an sie ... Vorallem bin ich mit dem Thema Suizid vorsichtig, da es immernoch verurteilt wird und ich das momentan nicht noch zusätzlich aushalten könnte.
Ewa00
Hallo, es ist sehr mitfühlend was du geschrieben hast.
Ich habe im Mai 2014 meine Mutter an Lungenkrebs verloren und 5 Monate später meinen Bruder bei einem tödlichen Verkehrsunfall uns weiß jetzt gar nict was ich machen soll. Sie war 60 und er 31, Mein Vater ist gestorben da war ich 9 auch an Krebs, Jetzt ist meine ganze Ursprungsfamilie weg.Ich bin verzweifelt, weil ich nicht weiß wie es weiter gehen soll,
Bin ständig gereizt und aggressiv ich habe einen Mann und eine 5 jährige Tochter, Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns weil meine Mutter uns alleine erzogen hat, es ist vel schief gegangen, mein Bruder hat durch den Tod meines Vaters mit Drogen Probleme bekommen und hat früh 2 Kinder bekommen mit 17. Ich glaube ich benötige einfach Hilfe bei der Verarbeitung.