Beiträge von Nova Stern

    Meine liebe Mutti, Du hast mich heute nicht um 0 Uhr angerufen ....ich habe versucht den ganzen Tag stark zu sein und nun lieg ich im Bett und die Tränen kullern aus meinen Augen heraus....Heute waren wir an Deinem Grab und haben eine Rakete für Dich steigen lassen... das war ein schönes Gefühl! Wir haben beschlossen, das wir das jetzt jedes Jahr für Dich machen..Du hast Silvester auch immer eine Rakete in den Himmel geschickt, mit dem Ärger des Jahres und den guten Gedanken für das neue Jahr...Ich werden jetzt mein Kind einatmen. Ich liebe Dich...Dein Töchting


    :kerze-ich-liebe-dich_02:

    Ein Text von meiner geliebten Mutti.....Ich liebe Dich und vermisse Dich unendlich......


    Kinderweihnachten – damals... (1965)
    Heart-Voice - 2002 (Lyrikecke)


    Vorfreude schon im Oktober. Sehnsuchtsvolles Warten, gesteigerte Freude, zauberhafte Kinderträume, buntbemalte Wunschzettel. Eine neue Puppe, ein Puppenwagen, ein Feuerwehrauto, Bauklötze, eine Eisenbahn, ein Märchenbuch... Zufriedenheit im Kinderdenken, glücklich, strahlend, dankend. Heimlich gebastelte Geschenke für die Eltern, Geschwister, Großeltern, Freunde. Mit Vater die Weihnachtstanne in dem nahen Wald schlagen. Mutter schmückte ihn am Nachmittag des heiligen Abends, hinter verschlossener Tür. Wir sahen ihn erst zur Bescherung... Die grünen Zweige behangen, mit kostbar glitzernden Glaskugeln und Glöckchen. Silberglänzendes Lametta und Tannenbaumspitze mit Engelshaar. „Den Schatz am Weihnachtsbaum“ nannten wir diesen Schmuck. Nur ein paar Tage im Jahr durften wir ihn bestaunen. Nur nichts anfassen, nichts zerbrechen. Die Kugeln waren schon sehr alt ...


    Stille Nacht, heilige Nacht ...
    Mutter hatte gebacken, wir durften helfen – und naschen. Es duftete nach Lebkuchen. Vater verbrannte Tannenzweige, es duftete nach Weihnachten. Im Ofen brutzelte der mit Rosinen und Mandeln gefüllte Bratapfel. Ungeduldig warteten wir darauf, diese Leckerei verspeisen zu dürfen ... Es knisterte und raschelte, als ob selbst die Mäuschen mit Weihnachtsgeschenken unterwegs waren. Wir Kinder schlichen mit hochroten Wangen, durch das Haus. Ein Blick hinaus zur Tür, es duftete nach Schnee, in der kalten Weihnachtswinterwelt.


    Stille Nacht, heilige Nacht...
    Wunderschöne Eisblumen an den Fenstern. Wir hauchten warmen Atem an die Scheiben, die Blumen zerflossen. Phantasie hielt ihren Lauf. Klingelte dort nicht ein Glöckchen? Kam der Weihnachtsmann gar mit dem Schlitten? Polterte dort nicht sein schwerer Schritt vor dem Haus? Es glitzerte draußen, als ließen die Engel, Silberstaub auf die Erde herabrieseln ... Platt gedrückte Näschen am Fenster, ein freudiges Jubeln. Dann schneite es dicke Flocken vom Weihnachtsabendhimmel herunter. Ein Geschenk von Frau Holle für die braven Kinder...


    Stille Nacht, heilige Nacht...
    Aufgeregte Fragen. Waren wir artig gewesen, bekommen wir Geschenke? Es ist schwer, ein ganzes Jahr lang artig zu sein! Stumm blickten wir uns an. Kinderherzen klopften aufgeregt. Mutter drehte das alte Radio lauter. Stille Nacht, heilige Nacht erklingt es rührselig.
    „Kommt Kinder, der Weihnachtsmann ist gleich da.“ Mutters vertraute Stimme nahm die Unruhe. Drei Kinder in Sonntagskleidern. Oh, Du schöne Weihnachtszeit. Glauben an den Weihnachtsmann. An das Jesuskind in der Krippe. Im kalten Stall geboren, gewärmt mit Stroh. Die Eltern hatten es erzählt. Was sie sagten stimmte. Damals immer! Die Beine zitterten. Rascheln des Reisigbesens an den Fenstern. Ruppiges klopfen an der Tür.


    Stille Nacht, heilige Nacht...
    Unsere ganz persönliche Familien-Weihnachtsgeschichte:
    Mutter band rasch ihre weiße, bestickte Festtagsschürze ab, richtete noch einmal ihr Haar und öffnete die Eingangstür. Wir standen hinter ihr, die Kleinste sog aufgeregt an ihrem Daumen. Nun war er da, der langersehnte Höhepunkt des heiligen Abends. Ein weißer Rauschebart, ein roter, langer Mantel, eine rote Mütze über schneeweißem Haar, den Sack mit den Geschenken in der einen, ein Rute in der anderen Hand. Eine brummige, tiefe Stimme, aber ein Lachen in den Augen.
    „Na, ihr Kinder, habt ihr schon auf mich gewartet? Ich habe gar viel zu tun und viele Geschenke zu verteilen. Meint ihr, das ihr so lieb und artig wart, dass ich auch bei euch etwas aus meinem großen Weihnachtssack herausholen kann?“ Ratlos blickten wir uns an. Waren wir artig gewesen? Zaghaftes Nicken mit den Köpfen, ein leises
    „Ja.“ Der Weihnachtsmann ging in die hellerleuchtete Wohnstube, der Weihnachtsbaum funkelte und glitzerte.
    „Habt ihr auch ein Gedicht gelernt für mich?“ Wieder nickten drei Köpfe. Ich wollte den „Knecht Ruprecht„ aufsagen, hatte dieses lange Gedicht mühsam auswendig gelernt. Herhalten musste aber, wie auch schon im letzten Jahr, der „liebe gute Weihnachtsmann.“ Mein Bruder nuschelte holterdipolter dies und das und was weiß ich nicht. Meine kleine Schwester Katrin, blickte mit Argusaugen auf die Gestalt des Weihnachtsmannes und hielt den Rockzipfel der Mutter fest in ihrer Hand. Doch der Weihnachtsmann war zufrieden.
    „Ich hab euch natürlich etwas Schönes mitgebracht. Eure Eltern sagten mir, das ihr artige Kinder wart.“ Stolz, die kleinen Nasen hoch, blickten wir auf unsere Mutter, denn der Vater war nirgends zu sehen. Aber das fiel auch nicht weiter auf in dieser spannungsgeladenen Stunde. Der Jutesack wurde geöffnet und heraus kamen liebevoll verpackte Kartons. Die Namen der Kinder waren darauf versehen und der Weihnachtsmann verteilte sie .
    „Wo ist Papa“, fragte Klein-Katrin dann plötzlich ganz weinerlich. Ihr war wohl doch etwas unheimlich.
    „Der Papa kommt gleich,“ sagte der Weihnachtsmann und blinzelte mir zu. „Meine Schlittenkufen sind stumpf. Der Papa schleift sie mir ein wenig, damit ich gleich weiterfahren kann.“ Katrin sog weiterhin an ihrem Daumen, machte es sich auf dem Schoß der Mutter bequem, lehnte das Köpfchen an ihre Brust und blickte zur Tür. Bruder Hansi hatte schon sein Feuerwehrauto ausgepackt und kroch, brummende Motorengeräusche von sich gebend, auf dem Boden herum, als der Weihnachtsmann sich wieder verabschiedete.
    „Lasst es euch gut gehen, liebe kleine Familie. So Gott will, sehen wir uns im nächsten Jahr wieder.“ Mutter begleitete ihn zur Tür. Katrinchen jubelte mit einer Babypuppe im Arm und küsste einmal sie und einmal die Mutter. In meinem Schoß lagen zwei Pakete. Ich hatte mir ein Märchenbuch gewünscht. Ich las so gerne und mit meinen zwölf Jahren hatte ich schon etliche Bücher in meinem Zimmer zusammengetragen. Weihnachten war die Gelegenheit, ein dickeres Buch zu erstehen...
    Sorgfältig löste ich die Klebestreifen von dem Papier. Wir hatten gelernt, auch mit Geschenkpapier sorgsam umzugehen. Mutter konnte es noch einmal verwenden... Der Inhalt des Buches bestand aus etlichen Märchen und Sagen und ich erwischte mich bei dem Gedanken, schnell ins Bett zu gehen, um zu lesen... In dem anderen Päckchen befand sich eine Melodika, ein Herzenswunsch von mir. Ich war so glücklich. Aber wo war der Vater? Ich wollte mit ihm zusammen ein Lied spielen. Vater auf seinem Akkordeon, ich auf meiner Melodika. Meine kleineren Geschwister beschäftigten sich mit ihren neuen Errungenschaften. Unsere Mutter lächelte mit Tränen in den Augen und der Vater stand, gerührt auf seine Familie blickend, an den Rahmen der Wohnzimmertür gelehnt.


    Stille Nacht, heilige Nacht, friedlicher Weihnachtsabend, unbedarfte, glückliche, naive Kinderherzen, Zufriedenheit. Draußen rieselte leise der Schnee hinab auf eine Welt, die es heute nicht mehr gibt. Nur noch in meiner Erinnerung. Vater ging hinaus auf den Hof. Wenig später sagte er zu mir : “ Schau einmal hinaus, der Weihnachtsmann hat noch ein Geschenk für dich stehen gelassen. Hol es schnell herein!“ Auf einem Hocker vor dem Holzschuppen, stand ein großes Paket, mitten in der weißen, stillen Winterweihnachtswelt. Die Schneeflocken glitzerten wie tausend Diamanten im Licht der Lampe. Ich stapfte durch den Schnee, das Paket in beiden Armen haltend. Als ich es auswickelte und zitternd öffnete, kam eine Puppenstube zum Vorschein.Sie war vollständig tapeziert und mit Teppichresten ausgelegt. Mein persönliches Weihnachtsgeschenk, liebevoll gearbeitet von meinem Vater. Ich war wirklich so unbeschreiblich glücklich.
    In der Küche hatte Mutter den Tisch gedeckt. Es gab, wie an jedem heiligen Abend, Kartoffelsalat mit Würstchen. Dieses Traditions Festtagsmahl führe ich weiter in meiner eigenen Familie. Eine Erinnerung an meine Kindheit, krampfhaft festgehalten, bis heute, für immer...


    Stille Nacht, heilige Nacht. So war es bei uns zu Hause. So wird es nie wieder sein. Mein heiliger Abend – zu Hause - besteht nur noch in meiner Erinnerung. Ich bewahre ihn, wie die Weihnachtskugeln meiner Eltern, die längst schon an meinem Weihnachtsbaum hängen. Kostbarkeiten, von mir gehütet wie „den Schatz am Weihnachtsbaum“ meiner Kinderzeit. Die Zeit, von der ich mir wünschen möchte, meine eigenen Kinder hätten sie erlebt. Die Zeit, in der ich heute am heiligen Abend in Gedanken spazieren gehe, in der Hoffnung mir ein Stückchen Freude und Zufriedenheit von damals mitzunehmen, in den Kreis meiner eigenen Familie.


    Stille Nacht, heilige Nacht, Tag der Liebe, Tag der Freude, Tag der Hoffnung, Weihnachtstag.

    Dankdschön, meine Mutti hatte viele Buchstaben, Worte und Zeilen ....Sie schrieb viele großartige Gedichte....ich habe oft mit Ihr über Ihre Werke philosophiert.....nun bin ich leer....wie ausgeschaltet..... Meine Mutti fehlt mir sooo sehr....ich fühle mich, wie in einer Warteschleife.....aus der komme ich erst heraus, wenn ich irgdndwann selbst mal sterbe......in anderen Kulturen lebt man den Tod des lieben Menschen, bei uns....Tabuthema.....


    Ich zünde heute eine Kerze für uns Kinder des tiefen Seelenschmerzes an


    :kerz005:


    Alles Gute für Euch!