Pi,
heute vor 5 Jahren liefen unsere letzten gemeinsamen Stunden, bevor Du uns um 0.47 Uhr für immer verlassen hast.
Ich erinnere mich an diesen Tag, als wäre er gestern gewesen.
Das Wetter war herrlich, Sonnenschein, um die 20 Grad.
Den ganzen Tag hast Du geschlafen, wir bekamen Dich nicht wach, und wir wollten es auch nicht. Die Schwester im Hospiz sagte uns, dass Du Dich "auf den Weg" gemacht hast.
Es war furchtbar, Dein Gesicht hatte sich plötzlich so verändert, dass man tatsächlich sah, dass es jetzt nun nicht mehr lange dauert. - Ich werde diese Eindrücke nie vergessen.
Die Schwestern schickten und am Nachmittag nochmal nach Hause, wir sollten ein wenig ausruhen und zum Abend wiederkommen.
Das habe ich getan.
Ich betrat Dein Zimmer erneut gegen 21 Uhr und erschrak. - Da hast Du aufrecht im Bett gesessen, Dich rasiert und mich freudig begrüßt. Ich dachte, mich trifft der Hauptschlag.
Hatten die Schwestern nicht nachmittags gesagt, Du befändest Dich bereits in Agonie????
Nun, Du warst schwach, ja, aber Du wolltest trotzdem telefonieren. Mit Deiner Schwester, mit Mama und mit Lars (meinem Mann). Deine Stimme war sehr leise und undeutlich, aber Du hast diese 3 Telefonate tatsächlich noch getätigt. Du sagtest allen, dass es Dir gut ginge und sich niemand Sorgen machen soll.
Dann hast Du ausgiebig Zahnpflege gemacht, also gründlich geputzt und Zahnseide verwendet. - Ich konnte irgendwie gar nicht fassen, was Du da eigentlich machst, schließlich
sollte es doch in den nächsten Stunden "zu Ende" gehen.....
Es war noch immer warm draußen und ich ging mehrfach raus in den Park. H. und B. sind mitgekommen und wir haben uns gegenseitig getröstet.
Gegen 0.15 Uhr hast Du nach uns rufen lassen, wir sollten reinkommen. Die Schwester holte uns.
Ja Pi, und dann brachen unsere gemeinsamen letzten Minuten an. Ich spürte sofort, dass es jetzt "losgeht", keine Ahnung warum ich das spürte. Ich wusste es einfach.
Also legte ich mich seitlich zu Dir ins Bett, hielt Dich im Arm und merkte plötzlich, dass sich Deine Atmung veränderte.
Du wurdest nervös, hast unsere Namen so laut gesagt, wie es Deine Stimme noch hergab, Dein Körper bewegte sich hektisch. Wir riefen die Schwester.
Diese ging an die Morphiumpumpe, schaute uns fragend an. Wir nickten ihr zu und sie stellte die Dosis höher.
Dann ging es sanft zu Ende. Ich spürte, wie Dein Herz aufhörte, zu schlagen........
Pi, wir mussten uns innerhalb von 10 Wochen loslassen, das war so schrecklich, ich erinnere mich mit Grauen daran. Trotzdem war es unfassbar schön, dass ich auch diesen innigen Augenblick mit Dir erleben durfte.
An jedem einzelnen Tag denke ich an Dich und liebe Dich bis in alle Ewigkeit. Danke für alles.
Deine Mauseli