Ich sitze hier und versuche, meine Gedanken zu sortieren und Euch einen Einblick zu geben, worin mein Motiv liegt, dieses Forum eröffnet zu haben.
Ich selbst bin sehr betroffen von einem Trauerfall. Mein Freund und das Liebste was ich hatte, verstarb in meinen Armen vor fast genau einem Jahr. Ohne ihn weiterzuleben, war für mich unvorstellbar und ich habe sehr viele Momente gehabt, in denen ich nicht mehr weiter leben wollte. Sehr viele Menschen haben mir aber die Kraft gegeben und haben mich gestärkt und mich getragen, um weiterzuleben. Ich habe sehr viele schlechte, sehr traurige Phasen mitgemacht und immer wieder nach dem Warum gefragt.
In meiner Trauer sind mir eine Menge Menschen begegnet, die genau so traurig waren wie ich. Ich merkte immer wieder, wie sehr es mir gut tut, mit Menschen zu reden oder zu schreiben, die Gleiches miterlebt haben. Ich wollte nie vor meiner Trauer wegrennen und mich zurückziehen. Mein Freund starb nach einem sehr langen und sehr harten Kampf, ein Kampf der immer voller Hoffnung war und durch unsere Liebe begleitet worden ist. Wir haben zusammen gehofft, gelebt, gelitten und alles geteilt. Dies hat mir auch gezeigt, dass, egal wie schwer unser Weg war, wir ihn gemeinsam immer wieder aufs Neue gemeistert haben.
Nach seinem Tod und der Beerdigung und nachdem alles soweit erledigt war und mir die Aufgaben ausgingen, machte ich mir sehr viele Gedanken, was ich von meinem Leben will und von meinem Leben erwarte.
Ein Punkt ist mir besonders klar geworden. Ich möchte meine Erfahrung teilen und meinen bisherigen Weg nicht mehr alleine gehen. Ich möchte auch anderen Menschen, die sehr traurig sind, die Möglichkeit geben, sich mitzuteilen. In meiner Trauer geht es mir oft so, dass ich denke, damit immer wieder von meinem Leid zu klagen, andere Menschen zu belasten, ihnen auf die Nerven zu gehen. Ich merkte, dass Menschen, die gleiches erlebt haben - wie sehr es weh tut, jemanden, den man sehr liebt, zu verlieren - offener sind.
Dieses Forum soll Raum haben für unsere Gefühle. Gefühle in einen Text zu fassen, ist nicht immer leicht. Jemandem zuzuhören oder jemanden zu finden, der einem zuhört, ist sehr schwer, denn jemand, der nicht in dem Sinne betroffen ist, kann manche Gefühle nicht so leicht nachvollziehen. Mit anderen Menschen, die Gleiches erlebt haben, ist man verbunden.
Ich habe nächste Woche den ersten Jahres-Gedächtnistag vor mir. Ich bekomme sehr viele E-Mails tagtäglich, die mich auf meinem Weg begleiten und mir eine Menge Kraft bis heute gegeben haben. Menschen, die mich nicht persönlich kennen, geben mir sehr viel Kraft und dafür möchte ich mich bedanken.
Ich weiß aber, dass es noch viel mehr Menschen gibt, die auch unsere gemeinsame Kraft brauchen. Vergessen werden wir nie, und den Schmerz, den wir erlebt haben, kann uns keiner nehmen, aber wir können darüber reden und schreiben. Nicht jeder ist in der Lage, über seine Gedanken und Gefühle zu schreiben, aber die, die es können, sollten es nicht für sich behalten, denn mit ein paar Sätzen kann man anderen Menschen vielleicht helfen oder ihnen Mut machen, weiter mit dem schweren Verlust zu leben.
Ich hoffe, dass sich hier Menschen zusammenfinden, die Kraft brauchen, aber auch bereit sind, den anderen ein bisschen Kraft zu geben.
Das wäre es vorerst von meiner Seite.
Marek Jan