Nach einem halben Jahr Trauer

  • Mein Vater ist nun schon über ein halbes Jahr nicht mehr da. Er ist 65 Jahre alt geworden und wurde letztendlich von seinen Schmerzen erlöst. Ich bin erwachsen, aber ich vermisse ihn unglaublich.

    Ich weine noch fast jeden Tag, mal mehr, mal weniger, und meist heimlich, weil ich meinen Mann nicht mehr belasten will und es mir auch irgendwie peinlich ist, immer noch so viel zu weinen. Aber es braucht nur einen kleinen Gedankenblitz und die Tränen schießen mir in die Augen. Geht es noch jemandem ähnlich? Viele Grüße

  • Liebe Dania,


    erstmal mein herzliches Beileid zu Deinem Verlust.


    Deine Trauer ist noch sehr frisch und da ist es absolut normal, daß Dir noch oft die Tränen kommen. Mein Mann ist jetzt über 4,5 Jahre tot und es kann heute noch vorkommen, daß mir die Tränen in die Augen schließen, weil ich unerwartet an ihn erinnert werde. Es wird weniger, die Trauer ist leiser und ruhiger geworden, aber sie ist geblieben und ich denke, sie wird auch bleiben.


    Du kannst hier im Forum den Austausch finden, der Dir helfen wird, Deine Trauer zu "verarbeiten". Das ist wichtig, bedeutet aber nicht, daß Du Deinen Vater vergessen sollst. Das verwechseln leider genug Leute, die das selbst noch nicht erlebt haben.


    Lichen Gruß

    Doris

  • Liebe Dania,


    mein audrichtiges Beileid zum Verlust deines Vaters.

    Bei mir sind es jetzt fast 8 Monate her, dass mein Mann gestorben ist, und ich vermisse ihn jeden Tag. Manchmal überkommt mich der Schmerz wie aus dem Nichts heraus und ich heule und schluchze und würde am liebsten die Wand anbrüllen, dabei war ich nie jemand, der nahe am Wasser gebaut hat.

    Das Weinen muss dir nicht peinlich sein, es ist eine ganz normale Reaktion auf den Verlust und gehört zur Trauer. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viel geweint wie im letzten halben Jahr, und ich weiß, ich werde immer wieder bittere Tränen um ihn vergießen, vermutlich Zeit meines Lebens. Auch jetzt, wo ich dies schreibe, fließen sie wieder. Oft ist mir hinterher ein wenig leichter, zumindest eine Zeitlang.

    Liebe Dania, du musst tun, was dir gut tut, und wenn es das Weinen ist, dann weine.

    Ganz liebe Grüße

    Ruth

  • Vielen Dank, diese Worte zu lesen hilft sehr.

    Das auf und ab, ein Jahr lang, und meinen Vater schließlich in der letzten Lebensphase zu begleiten war das härteste, das ich je getan habe. Ich denke auch diese Phase muss ich irgendwie verarbeiten. Es tut gut zu wissen, dass es auch anderen so geht und ich nicht allein bin. Danke!

    Viele Grüße, Dania

  • Vielen Dank, zu wissen, dass es auch anderen so geht, ist tröstlich. Das ganze Auf und Ab, fast ein Jahr lang, und meinen Vater schließlich in der letzten Lebensphase zu begleiten, war das härteste, das ich je getan habe. Ich schätze auch diese Phase muss ich noch irgendwie verarbeiten.

    Vielen Dank für die lieben Worte, das hilft mir sehr. Viele Grüße, Dania

  • Mein Vater hatte die Entscheidung getroffen keine weitere Chemo zu machen. Ich bin sehr froh, dass er diese Entscheidung selbst treffen konnte und denke trotz all dem Schmerz, dass es die richtige Entscheidung war. Es hätte den Tod nur qualvoll hinausgezögert. Liebe Andrea, ich kann deine Gedanken nachvollziehen und du musstest eine unfassbar schwere Entscheidung treffen. Ich hoffe ganz fest für dich, dass die Gedanken irgendwann leiser werden. Fühl dich gedrückt! Liebe Grüße, Dania

  • Ein weiterer Monat ist rum. Ich habe eine neue Stelle bekommen und weiß, dass niemand je so stolz auf mich sein wird wie mein Vater es gewesen wäre. Diese Zerrissenheit gleichzeitig glücklich zu sein und sich zu freuen und gleichzeitig so unglaublich traurig, das ist wirklich schlimm.. Ich bin regelrecht neidisch auf meine Schwester, weil ihre Kinder noch so einen tollen Opa hatten. Falls ich mal Kinder habe, können sie ihn nicht mehr kennenlernen. Auch das macht mich sehr traurig, auch wenn es mir insgesamt glaube ich schon etwas besser geht. Es tut gut sich das von der Seele zu schreiben, daher danke an die Personen, die hinter diesem Forum stehen!

    Liebe Grüße, Dania

  • Nun ist schon fast ein Jahr rum. Im Oktober ist mein Opa meinem Vater gefolgt. Das war an sich noch einmal sehr traurig und hat zudem alles noch mal aufgewühlt. Wieder das Gespräch mit dem Bestatter, Karten und Sarg aussuchen, wieder das Gespräch mit dem Pastor und wieder bei der Beerdigung in der ersten Reihe sitzen, nur eben mit noch einer Person weniger.

    In meinem Leben passiert gerade so viel und es macht mich einfach unendlich traurig, dass ich das mit Papa nicht mehr teilen kann und er sein Enkelkind, das auf dem Weg ist, nicht kennenlernen kann. Man sagt ja die Trauer kommt in Wellen.. vielleicht liegt es auch mit an den Hormonen, aber im Moment ist sie ein Tsunami.

  • Liebe Dania,

    die Erfahrung, dass die Trauer in Wellen kommt, die habe ich auch gemacht. Und meist ist nach einem Jahr noch längst nicht alles vorbei. Oft passiert das in Momenten, in denen man gar nicht damit rechnet. Die Trauer ist meist milder als zu Anfang, das Leben wieder lebbarer. Aber trotzdem ... immer wieder holt sie uns ein, besonders eben in ganz besonderen Momenten, wie es auch bei dir der Fall ist. Der doppelte Trauerfall, dazu das Enkelchen, das deine Lieben nicht mehr werden kennenlernen können. Und in der Schwangerschaft, vor allem bei der ersten, steht die Welt immer ein bisschen Kopf. Da steht eine große Veränderung bei dir bevor, das allein kann manchmal belastend sein. Sei also geduldig mit dir selbst, der Tsunami wird auch wieder abebben.

    Ich wünsche dir und deinem Kleinen alles Gute.

    Liebe Grüße

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