Die Trauer frisst mich auf

  • Ich komme mit dem Tod meiner Mutter nicht klar. Sie ist Anfang Juli im KH gestorben. Sie war Anfang 80. Kurz, aber schwer krank. Wir haben die letzten Jahre zusammengelebt. In ihrer Wohnung. Ich sehe sie ständig vor mir, wohin ich auch gehe, was ich auch tue. Alles in der Wohnung erinnert mich an sie. Ihre Sachen liegen noch genau da, wo sie lagen, als sie ins KH musste. Ich kann sie einfach nicht wegräumen. Meine Mutter war der Mensch, den ich in meinem Leben am meisten geliebt habe. Das wird mir erst jetzt so richtig bewusst. Wir haben uns in der Zeit gegenseitig geholfen. Sie mir, ich ihr. Für mich war sie nicht nur die Mutter, sie war meine beste Freundin. Ich vermisse sie so sehr, weiß nicht, wie ich meine Trauer um sie in den Griff bekommen soll.


    LG

  • Liebe Ruhelose,


    mein herzliches Beildeid zum Tod deiner Mutter. Nicht nur die Mutter, sondern zugleich auch die beste Freundin zu verlieren, ist natürlich ein doppelter Schlag.

    Mein Mann ist vor etwas mehr als einem halben Jahr gestorben, aber viele (eigentlich die meisten) seiner Sachen liegen hier immer noch. Wer kann denn von dir verlangen, dass du nach gerade mal 4 Wochen die Sachen deiner Mutter wegräumst? Und "in den Griff bekommen" musst du erst mal gar nichts. Du hast einen schweren Verlust erlitten, lass dir erst einmal Zeit zu trauern. Gib deinem Schmerz den Raum, den er jetzt fordert, anders, fürchte ich, geht es nicht.

    Ich wünsche dir viel Kraft und schicke dir liebe Grüße.

    Ruth

  • Mein aufrichtiges Beileid dir..... ich trauere auch um meine Mama..... sie war auch mein alles und mein ganzes Leben und trauere noch so sehr auch noch fast 9 Jahre! Und ja auch bei mir nach so so so viel zeit viele Dinge die meiner Mama gehörten wurden behalten und meisten befindet sich noch wie damals in der Wohnung waren....

    Schicke dir eine große und tröstende Umarmung und bitte komm durch voll Registrierung im Forum du wirst hier auch etwa Trost und Zuspruch finden....

  • Liebe Ruhelose,


    mein herzliches Beileid zu Deinem schweren Verlust. Ich fühle so mit Dir und kann so gut nachvollziehen, wie es Dir wahrscheinlich gerade geht. Ich habe meine Mutter letztes Jahr Ende Juli verloren, und wir hatten auch ein sehr enges Verhältnis. Wir haben zwar nicht zusammen gewohnt, haben uns aber täglich gesehen oder zumindest gesprochen. Ich musste ihre Wohnung ausräumen, und eigentlich hat es mir bei jedem Teil, dass ich wegschmeißen musste, das Herz gebrochen. Ich habe deshalb auch viel zu viel mit zu mir in meine Wohnung genommen. Am liebsten hätte ich in ihrer Wohnungg einfach alles so gelassen, und es hat lange gedauert, bis ich Dinge auch nur verrücken, geschweige denn wegschmeißen konnte. Deshalb: Lass Dir und Deiner Trauer Zeit. Körper und Seele müssen ja erstmal in der neuen Realität ankommen.


    Fühle Dich umarmt

    Tine

  • Hallo Ruhelose,


    mein Beileid zu deinem Verlust und hier meldet sich noch eine, die ein ähnliches Schicksal hinter sich hat. Die Mutter wars, was brauchts der Worte mehr...

    Es ist bei dir noch so frisch alles und es muss in der Wohnung nichts verändert werden. Nur wenn du es innerlich auch willst und du bereit bist dazu.

    Ich denke, Trauer kann man nicht in den Griff bekommen. Sie lässt sich nicht verschieben oder verdrängen. Sie lässt sich nicht wegweinen oder weglachen und sämtliche gutgemeinte Sprüche Außenstehender werden sie auch nicht verändern. Trauer ist ein Gefühl für dass es keinen An-und Ausschalter gibt. Umso mehr man dagegen ankämpft, umso mehr wird sie zu spüren sein. Trauer ist auch ein Prozess, der seine Zeit braucht und diese Zeit ist bei jedem anders lang und individuell. Sie will gelebt werden, auch wenn das ziemlich eigenartig klingt. Es ist Schwerstarbeit für Körper und Seele.

    Was ich damit sagen will, lass die Trauer zu und zwinge dich nicht, "normal" zu werden, was auch immer dieses normal heißen mag.

    Wenn die Mama der Lieblingsmensch war, ist ihr Tod auch mit Anfang 80 unbegreiflich und schockierend, ich kenne es selbst auch so. Man hat die Mama sooo lange von Geburt an gekannt und dann diese Leere, die einen umgibt. Ich habe anfangs auch Sprüche gehört wie "Ach, sie war schon 81. Naja, schönes Alter". Ob irgendein Alter schön sein kann, weiß ich nicht. Und schon 81 klingt wie: naja, wurde ja Zeit. Und ja, man selbst wusste auch längst, dass es irgendwann passieren wird. Der Verstand weiß das. Das Gefühlsleben jedoch ist eine völlig andere Komponente dabei, das Gefühl weigert sich, zu verstehen.


    Ich wünsche dir viel Kraft und lasse leise Grüße da - Mara

  • Danke Euch allen für die tröstenden Worte. Die Trauer kommt in Wellen. War der eine Tag einigermaßen ok, ist der andere wieder bescheiden. Ich kämpfe jeden Tag zu akzeptieren, dass meine Mutter nicht mehr da ist. Es tut einfach nur weh. Als junger Mensch hat man sich manchmal Gedanken gemacht, was ist wenn die Eltern nicht mehr sind? Die hat man schnell beiseite geschoben mit „Ach, ist doch noch so weit weg“. Aber jetzt ist es so weit. Es gibt keine Eltern mehr. Die schützenden Hände sind fort. Auch wenn es in der Natur der Sache liegt, dass die Eltern vor einem gehen, hätte ich nicht gedacht, dass es mir so die Füße wegzieht.


    LG Ruhelose

  • Mutters letzte Worte im KH zu mir waren: "Wir schaffen das". Nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich sie nach hause hole, wenn es ihr besser geht. Ich frage mich immer wieder, ob Mutter wusste, um was es geht. Oder ob sie , so wie ich, das alles unterschätzt hat. Nach der 1. OP war sie so voller Optimismus, sagte zu mir, dass sie nach hause kommt und dann in die Reha geht. Aber dann folgten noch 2 schwere OPs. Zum Schluss hatte sie nur noch eine Herzleistung von 30%. Und selbst da hatte ich noch Hoffnung. Selbst als am morgen zu hause das Telefon blinkte, dachte ich, Mutter hat sich erholt und hat versucht mich telefonisch zu erreichen. Nein. Sie war es nicht. Man teilte mir mit, dass Mutter gestorben ist. Ich würde so gerne noch einmal mit ihr reden über die 4 Wochen im KH und über das, was ich gerade durchmache. Aber, es geht nicht mehr. Nie mehr. Es tut so unglaublich weh.

  • Ich vermisse meine Mutter! Mit ihr war alles viel leichter. Ich hatte jemand, der zu 100% hinter mir stand. Mit ihr konnte ich über die tagtäglichen Sachen reden. Mir von ihr Hilfe und Ratschläge holen, wenn es etwas zu lösen gab. Und sie von mir. Das es so unglaublich schwer werden würde, hätte ich nicht gedacht. Ich stehe mitten im Leben, weiß was zu tun ist, weiß wie Probleme gelöst werden. Und doch fehlt mir der Rückhalt meiner Mutter. Wann vergeht der Gedanke, mitgehen zu wollen?

  • Liebe Ines,

    ich kann dich so gut verstehen. Wir alle hier vermissen den Rückhalt derer, die gefühlt immer an unserer Seite waren und nun gegangen sind. Ich kenne auch den Gedanken des Mitgehen-Wollens. Er ist mit der Zeit schwächer geworden, kommt aber an besonders verzweifelten Tagen immer mal wieder. Ich glaube, das ist ganz normal. Man will einfach nicht ohne den anderen sein, und eine lebenswerte Zukunft ohne ihn/sie scheint unvorstellbar. Wir wollten doch für immer zusammen sein.

    Schön, dass du dich hier angemeldet hast. Viele liebe Grüße schickt dir

    Ruth :troest:

  • Es ist und bleibt schwer! Ich sitze nun in der Wohnung von meiner Mutter (meinen Eltern) und weiß nicht, wann es endlich aufhört, das Zweifeln (an mir) das Nichtakzeptieren, dass Mutter nie wieder kommt. Der Gedanke, dass ich mit meiner Mutter nie wieder reden, lachen, weinen kann, macht mich kaputt. Ich habe das Gefühl, dass ich das alles nicht schaffe. Und es auch irgendwie nicht will! Das Leben, so wie es ist, ist ätzend, sinnlos, bodenlos.


    LG

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