Zwischen Trauer und Glück

  • Hallo zusammen,

    Über ein Jahr ist es nun schon her, dass sich mein Leben schlagartig verändert hat. Innerhalb 10 Wochen starb mein über alles geliebter Vater und mein größter Schatz, mein Sohn wurde geboren.

    Trotz jahrelanger, schwerer Krankheit verstarb mein Papa ganz plötzlich innerhalb 3 Tagen mit 67 Jahren. Er hatte zwar Parkinson, aber das ist keine tödliche Krankheit. Es war eine unentdeckte Lungenentzündung, die innerhalb kurzer Zeit zu Sepsis und schließlich zum Multiorganversagen führte. Ich war (oder bin seitdem) wie in Trance. Hochschwanger begleitete ich den für mich wichtigsten Menschen in den Tod.

    Er kämpfte so sehr, aber ich merkte er will nicht mehr. Als ich zu ihm sagte, er darf gehen wenn er nicht mehr kann starb er innerhalb 2 Stunden.

    Unsere Verbindung war etwas ganz besonderes.

    Auch wenn ich ihn gehen ließ, ist meine Welt zusammengebrochen. Er fehlt mir jede Sekunde!

    Auch nach über einem Jahr lässt der Schmerz nicht nach und ich weine jede Nacht.

    10 Wochen später wurde mein Engel geboren. Mein absolut ersehntes Kind kam zu Welt. Ich muss sagen, er hat mich gerettet. Ich weiß nicht, wo ich ohne diesen kleinen Menschen heute stände.

    Ein paar Monate (oder vielleicht nur Wochen) bevor mein Papa gehen musste, sagte er zu mir, dass meine Geburt ihm damals über den Tod seines Vaters 9 Tage zuvor hinweg geholfen hat. Ich frage mich, ob er nicht doch etwas geahnt hat...

    Ich bin dankbar über jeden einzelnen Tag, den ich mit meinem Papa verbringen durfte und über jeden Tag der kommt mit meinem kleinen Engelchen.

    Ich denke der Schmerz wird nie gehen, bis wir uns eines Tages wiedersehen.

  • Liebe Sab89,

    Du erlebst, wie das Schicksal geschieht. Mein herzliches Beileid zum Verlust Deines lieben Vaters und meinen herzlichen Glueckwunsch zu Deinem lieben Kind!

    Du trauerst sehr um den Papa und vermutest, der Schmerz wird niemals enden. Das kann natuerlich sein, es kann aber auch sein, dass die Zeit der Trauer irgendwann muendet in eine andere Zeit, wo der Trauerschmerz irgendwann fast oder ganz gestillt ist. Hier im Forum findest Du viele Menschen, die Aehnliches erlebt haben. Im Austausch laesst alles sich leichter ertragen und bewaeltigen.

    Ambika

  • Liebe Sab89............ich möchte dir mein tiefes Mitgefühl aussprechen. Ich kann dich sehr gut verstehen, dass du nach einem Jahr noch so intensiv um deinen Vater trauerst. Mein Mann ist im Juni 2020 gestorben und ich habe momentan das Gefühl, dass es nicht besser wird, sondern ganz im Gegenteil...............das Vermissen und die Sehnsucht werden immer schlimmer. Ich habe aber hier gelernt, dass die Trauer in Wellen kommt und darum hoffe ich, dass ich bald wieder eine bessere Phase haben werde.

    Wie Ambika schon geschrieben hat, wird sich die Trauer irgendwann verändern............nicht mehr so heftig sein........anders werden.

    Mir hilft das Schreiben und auch das Lesen in diesem Forum sehr. Alle verstehen mich, weil sie ein ähnliches Schicksal hatten.

    Wenn du magst, melde dich an und versuche es.

  • Liebe Ambika,

    Liebe Luisa,


    vielen Dank für euer Mitgefühl und auch für euch mein aufrichtiges Beileid zu eurem Verlust.

    Die Trauer und das Glück sind miteinander oft schwer. Wenn ich um meinen Papa trauere, habe ich manchmal ein schlechtes Gewissen meinem Kind gegenüber und wenn ich froh über mein Glück bin schwingt dich immer die Traurigkeit mit.

    In meinem Umfeld fragt mich auch niemand mal wie es mir wirklich geht, da alle davon ausgehen mir geht es gut. Ich will ja auch um Gottes Willen kein ständiges Mitleid, aber darüber zu sprechen würde mir auch gut tun. Von mir aus das Gespräch zu suchen hab ich mehrfach versucht, was leider eher runtergespielt wurde.

    Mein Mann ist für mich da, aber er kann dieses Gefühl (zum Glück) nicht verstehen.


    Liebe Grüße

    Sabine

  • Liebe Sab89............ich überlege gerade, wann und wer mich das letzte Mal gefragt hat, wie es mir geht. Das passiert wirklich nur noch selten. Mein Mann ist vor 28 Wochen gestorben und anscheinend meine alle, dass es mir jetzt besser gehen muss oder sie wollen einfach nicht mehr darüber reden. Es gibt auch Ausnahmen, aber die sind selten.

    Neulich hat mir jemand gesagt, ich solle positiver denken, sonst würde ich mich immer selber runterziehen. Da habe ich echt gedacht, ich höre nicht richtig. Ich war richtig sauer. Vielleicht hat er es gut gemeint. Er hat es aber total falsch rübergebracht.

    Ich wünsche dir viel Kraft!

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