Vorweg: Mein Vater hat meine Mutter nach 27 Jahren Ehe wegen einer Jüngeren verlassen. Es ist viel vorgefallen, auch in meiner Kindheit (mein Vater hat getrunken...). Ich hatte über 19 Jahre keinen Kontakt mit ihm, habe eine Therapie gemacht und gelernt, mit all dem umzugehen. Dann wurde mein Vater krank und durch meinen Bruder kam wieder Kontakt mit ihm zustande. Ich habe ihn ab und zu besucht oder angerufen.
Es soll keine Anklage sein, ich möchte nur so gerne Ruhe finden, was meine Gedanken betreffen. Mein Vater ist dieses Jahr im Mai nach 4 Jahren Krankheit durch Krebs gestorben. Er war 4 Monate in einem Hospiz. In dieser Zeit hat er sehr viel von sich und seinem Leben erzählt. Dinge, die ich nicht gewußt habe. Es war dann abzusehen, daß er bald sterben wird. Mein Bruder war jeden Tag dort, ich nicht, aber ich habe immer an ihn gedacht und ich habe gemerkt, daß ich ihn lieb habe.
In der Nacht in der er starb kam mein Bruder am Abend zu mir und sagte, daß es zu Ende gehe, der Pfleger habe ihn nachhause geschickt und ihm gesagt, er solle sich keine Gedanken machen, er wäre da und unser Vater wäre nicht alleine. Morgens um 03.15 Uhr ist er dann gestorben, niemand war bei ihm, weder seine Lebensgefährtin, noch ich oder mein Bruder. Ich wollte Abends hinfahren, aber mein Bruder riet mir davon ab.
Und nun werde ich nicht damit fertig, daß er alleine gestorben ist, ganz alleine, niemand war bei ihm. Ich weiß, daß ich das nicht rückgängig machen kann, ich weiß auch, daß mir niemand sagen kann, ob es richtig war oder falsch, wir haben aus der Situation heraus gehandelt. Aber ich mache mir Vorwürfe... und es tut mir so unendlich leid, daß er alleine war.