Ich weiß nicht ob es irgendwie hilft, aber ich versuch mal unsere Liebes-und- Leidensgeschichte aufzuschreiben. Mal sehn wie weit ich komme ohne mich im Tränenmeer zu verlieren.
Nach 29 Jahren einsamer Ehe hab ich ganz aus Versehen meinen Schatz im Internet getroffen. Nach 3 Monaten täglichem telefonieren und Unterhaltung an der Webcam und nach 3 Besuchen, kam er mit all seinen Sachen 350 km aus Hessen zu mir ins Vogtland. Nun könnte man sagen das ist zu früh, weil wir ja keinen Alltag miteinander hatten, doch den hatten wir schon irgendwie, durch die Webcam. Wir haben miteinander gelacht, geweint und auch gestritten und wir merkten bald dass wir zueinander gehören.
Dann war er hier und nach ein paar Startschwierigkeiten im Bezug auf die Ost-Westbeziehung, begann eine wunderbare Zeit. Bis ich ihn zu einem Checkup beim Arzt überredet habe, weil er bis dahin so gut wie nie beim bei einem war. Da wurde dann entdeckt was alles bereits faul war. Sehr hoher Blutdruck hatte bereits die Nieren geschädigt, dann wurden diverse Herzprobleme diagnostiziert, doch mit jeder Menge Medikamenten haben wir die ersten 6 Jahre gut damit gelebt. Bis im März 2017 eine ganz schlimme Lungenentzündung kam, irgendwann künstliches Koma erforderlich war und dann 6 Monate Reha in Kreischa bei Dresden. Da kam dann der erste Infarkt dazu und Schluckstörungen nach langer künstlicher Ernährung. Er hatte Lähmungserscheinungen, war also auf den Rollstuhl angewiesen. Im Oktober haben sie ihn zu mir in unser neues Zuhause entlassen, wohin ich umziehen musste weil eine behindertengerechte Wohnung erforderlich war. Ein halbes Jahr hab ich ihn mit Pflegestufe 3 betreut, bis durch die Blutverdünner eine Gehirnblutung auftrat. Das bedeutete Not-OP und wieder 4 Monate Reha. Dann war mein geliebter Schatz endlich wieder bei mir, genau 6 Tage lang, bis er wieder in die Klinik musste. Dort hat man uns dann erklärt dass er eine angedachte Stenterneuerung aufgrund eines erneuten Infaktes nicht überleben würde und da er keine unnötigen Lebensverlängerungsmaßnahmen wollte, hat man ihm für die letzten Tage nur noch Morphium gegeben, damit er die Atemnot die er hatte, nicht so qualvoll empfand. Der Palliativmediziner sagte auf meine Frage wie lange es dauern wird "Stunden oder Tage aber eher Stunden". Es wurden dann 6 Tage und ich hab mich jeden Abend von ihm verabschiedet. Er war fast bis zuletzt sehr klar im Kopf und die Angst mich alleine zu lassen hat ihn mehr gequält als die körperlichen Beschwerden. Und dann war es soweit, ich hatte sein Gesicht zwischen meinen Händen als er seinen letzten Atemzug gemacht hat. Ein Auge sah mich an, das ander schaute nach oben. Dieser Blick verfolgt mich wohl ewig.
Mein Josef war und bleibt meine ganz große Liebe solange mein Herz schlägt...