Mein Papa ist tot...

  • Hallo,


    am 15.03. ist mein so geliebter Papa urplötzlich gestorben. Einfach so - von einer Sekunde zur nächsten.


    Seit fast 10 Jahren fahren mein Mann und ich (36) jedes Jahr 1-2 Mal nach Holland um Familie zu besuchen und vorallem Urlaub zu machen.
    Mein Papa hat uns IMMER begleitet, da seine Schwester dort lebt.
    Wir haben uns da immer gemeinsam ein kleines, wunderschönes Ferienhaus gemietet.


    Nun war es im März so, dass wir zwei Wochen hinfuhren.
    Am 15.03. waren wir Abends in unserem Lieblingsrestaurant Tapas essen.
    Ganz plötzlich liess er sein Besteck auf seinen Teller fallen (das Geräusch werd ich nicht mehr los) und drehte die Augen hoch.
    Ich bin sofort an die Bar um einen Krankenwagen zu rufen.
    Währenddessen haben die Gäste und Kellner schon versucht zu helfen.
    Sie dachten erst, er hätte sich vielleicht nur verschluckt und versuchten den Heimlich-Griff.
    Nach einer für mich unendlich langen Zeit kam der Krankenwagen.
    Da hatte mein Papa (der auf dem Boden lag und dem geholfen wurde) schon eine grau-weiße Farbe und weißen Schaum in Nase und Mund.
    Der Anblick war einfach nur grauenhaft.
    Die Notärtzin hat alles versucht - fast 40 Minuten.
    Ich verstehe etwas holländisch aber an dem Abend nicht ein Wort - auch englisch bekam ich nicht zusammen.
    Ein Satz allerdings verstand ich ohne Übersetzung "Es sieht leider nicht gut aus."


    Er wurde dann ins KH gebracht.
    Als wir dort ankamen, war er bereits verstorben.
    Ich bin zusammen gebrochen - wie im Film.
    Ich hab geschrieen "NEIN!!" immer und immer wieder.


    Der Arzt sagte, er hätte einen schweren Herzinfarkt gehabt und sie konnten nichts mehr tun.
    Nach 20 Minuten Wiederbelebungsversuchen haben sie aufgehört, weil sein Gehirn zu lange ohne Sauerstoff war.
    Hätten sie ihn zurück holen können, wäre er nicht mehr lebensfähig gewesen.


    Ich musste noch entscheiden, ob ich ihn obduzieren lassen möchte usw.
    Hab ich alles verneint - das hätte er nicht gewollt.


    An dem Abend ist meine Welt zusammen gebrochen.
    Mein Papa war nicht nur mein Papa.
    Er war mein bester Freund, mein Fels, mein Alles!
    Den ganzen Tag war NICHTS - es ging ihm gut.
    Wir haben zusammen die Sonne genossen und saßen in einem Café.
    Und abends dann war alles anders.


    Am selben Abend musste ich das auch meinen beiden Schwestern und ihren Kindern sagen.
    Das war so unglaublich hart!
    Meine Nichte (jetzt 6) liebte ihren Opi abgöttisch und ich bring ihn ihr nicht wieder mit nach Hause.
    Das zerreißt mir das Herz!


    Seitdem ist nichts mehr wie es war.
    Ich kann das alles nicht glauben und muss jeden Tag auf´s neue lernen, dass er nicht mehr da ist.
    Es gibt so viele Momente in denen ich denke "Das wäre was für Papa" oder "Oh, da frag ich Papa mal" usw.
    Wenn ich in mein unfertiges Ankleidezimmer gehe, denke ich an ihn, weil er mit meinen Mann einen Schrank unter die Dachschräge bauen wollte.


    Ich mach mir solche Vorwürfe!
    In der ersten Urlaubswoche hatte er eine Magen-Darm-Grippe.
    Der Arzt später im KH sagte, es kann durchaus sein, dass das schon ein kleiner Infarkt war.
    Ich hab ihm zum Arzt drängen wollen - er hat sich aber strikt geweigert.
    Wäre ich doch bloß hartnäckiger gewesen!!
    Er hatte nur Magen-Darm - nichts weiter.
    Hätte ich ihn mehr gedrängt - er würde vielleicht noch leben.
    Ich fühl mich mitverantwortlich für seinen Tod!


    Es tut so sehr weh ohne ihn zu leben!
    Ich kann seitdem kaum noch schlafen.
    Habe Alpträume von dem Abend als es passierte.


    Ich habe so eine unglaubliche Traurigkeit in mir.
    Weine so viel....
    Ich weiß nicht, wie ich das verarbeiten soll.

  • Mein herzliches Beileid spreche ich dir auch aus...... ich trauere um meine Mama die ganz plötzlich mitte der Nacht nach Himmel ging..... für mich ein Schock dass man kaum sich vorstellen kann als ich versucht hatte sie aufzuwachen..... ich schlief nur wenige Meter entfernt und konnte nichst ahnen ...... und bisher mache ich mich auch Vorwürfe wie ich sollte vielleicht sie zum Artzt bringen.... etwa merken...... wenn du liest in unseren Thema du wirst herausfinden dass die meisten die hier Mitglieder sind machen sich diese ähnliche Vorwürfe.....
    Sei hier willkommen......
    :trauerkerze_11::trauerkerze_11:

  • Liebe Maylien ,


    mein aufrichtiges Mitgefühl zu deinem schweren Verlust .
    Ich war tief betroffen als ich deine Zeilen las und ich kann deinen Schmerz nachvollziehen.
    Ohne Ankündigung ging dein Papa fort obwohl Minuten vorher noch alles in Ordnung war .
    Es tut mir wirlich leid und ich wünsche dir ganz viel Kraft um alles zu verarbeiten und zu verstehen ,
    was überhaupt passiert ist.
    Mein Sohn ist letztes Jahr im Juli auch ganz plötzlich verstorben und es ging ihm augenscheinlich sehr gut .
    Man steht dann vor einem Abgrund und weiß nicht was man tun soll und denkt es ist nur ein böser böser Alptraum .


    Lass dich sanft umarmen und wenn du magst schreib dir alles von der Seele , es hilft beim Verarbeiten .



    Ein helles Licht für deinen Papa :trauerkerze_031:
    stiller Gruß Heidi

  • Liebe Maylien,


    mein tiefstes Mitgefühl und Beileid zum Verlust Deines Papas.


    Ich trauere um meine Mama, die mein Ein und Alles war, und weiß ungefähr, wie Du Dich fühlst. Sie fehlt mir so sehr, ich denke immer noch ständig an sie und konnte am Anfang überhaupt nicht schlafen. Manchmal kann ich es auch nach über einem Jahr immer noch nicht glauben.
    Und solche (unberechtigten) Schuldgefühle sind leider auch normal, die kennen wir alle hier. Trotzdem möchte ich Dir sagen: Ihr konntest nichts ahnen, es ist nicht Deine Schuld.


    Fühl Dich willkommen hier im Forum. Wenn Du magst, registriere Dich als Mitglied und schreibe Dir alles von der Seele. Hier findet sich immer jemand, der zuhört und Verständnnis hat.


    Für Deinen Papa :trauerkerze_12:


    Leiser Gruß
    Nicole

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    Wenn Dir jemand erzählt, dass die Seele mit dem Körper zusammen vergeht und das, was einmal tot ist, niemals wiederkommt, so sage ihm: Die Blume geht zugrunde, aber der Same bleibt zurück und liegt vor uns, geheimnisvoll, wie die Ewigkeit des Lebens. (Khalil Gibran)

  • Ihr Lieben,


    vielen, vielen Dank für Eure so lieben Worte!
    Ich fühle tief mit Euch.


    Im Moment fühl ich mich so einsam.
    Ich bin´s zwar nicht - aber das Gefühl ist dennoch da.
    Ich fühl mich schwer und ausgelaugt.


    Kennt ihr das auch, wenn seine Papa/Mama gestorben ist, dass man sich wie ein Kind fühlt und denkt, das darf doch nicht gar nicht sein?
    Ich weiss nicht wie ich das genau beschreiben soll, aber vielleicht wisst ihr ja schon was ich meine.


    Es ist nicht so, als hätten wir in der Familie keine Trauerfälle gehabt.
    Meine Oma ist 2010 an Magenkrebs verstorben.
    Das war ganz schlimm anzusehen.
    Es war hart, aber irgendwie eine andere Art Trauer, denn sie war definitiv erlöst und bereit zu gehen.
    Wisst ihr was ich meine?


    Bei meinem Papa war das alles so völlig unvorbereitet - aus dem Nichts!
    Wir haben gerade noch darüber gesprochen, ob wir nach dem Essen einen Caipi oder einen Mojito trinken.
    Er wollte lieber einen Kaffee. ^^
    Und keine 5 Minten später - alles anders.


    Die Menschen in dem Restaurant waren so unglaublich toll!
    Eine Tochter des Inhabers hat uns ins KH gefahren, weil wir nicht mehr fahren konnten.
    Die Gäste haben sofort geholfen - sowohl meinem Papa als auch mir.
    Das Restaurant war an dem Abend voll, da es so eine Art "All you can eat"-Tag war.
    NIEMAND hat sein Handy gezückt und gefilmt, wie es oft hier in D passiert.
    Fremde Menschen haben mich in den Arm genommen, mir Mut zugesprochen und gefragt, ob sie mir irgendwas Gutes tun können.
    Später am Abend fiel mir ein, dass wir gar nicht bezahlt haben....


    Ich bin eigentlich froh darüber, dass es da passiert ist. (Makaber vielleicht - aber wahr!)
    Er saß zwei Stunden vorher noch am Steuer - mit meiner Tante im Auto.
    Nicht auszudenken, was gewesen wäre wenn....
    Oder wenn es bei uns im Ferienhaus passiert wäre.
    Ich hätte damals nicht gewußt, was ich in NL tun muss.


    Ich hab an den folgenden Tag nichts auf die Reihe bekommen.
    Ich konnte dem Arzt im KH nichtmal genau sagen wann er geboren wurde.
    Solche Sachen weiß ich aber genau.
    Ich hab mir nur Gedanken darüber gemacht, dass wir quasi die Zeche geprellt haben - total unsinnige Gedanken in solch einem Moment.


    Das ist ja alles auch noch im Ausland passiert - in einem Land wo Tod kein Tabu-Thema ist.
    Wir haben ihn dort kremieren lassen - wollte er so.
    Im April haben wir dann seine Asche in den Dünen mit Blick auf wundervoll blühende Tulpenfelder gemeinsam verstreut.
    Die Sonne scheinte und es war ein toller, aber harter Tag.
    Das hätte ihm gefallen.
    Er wollte eh nie eine Trauerfeier oder konventionelle Beisetzung usw.
    Dennoch ist es schlimm für mich, da ich keine Anlaufstelle (ein Grab oder etwasin der Art) habe, wo ich ihm nah sein kann.
    Ich kann nirgends hin, um mit ihm zu reden.
    Versteht ihr?
    In meinen Gedanke rede ich ganz viel mit ihm - aber das ist etwas anderes.


    Ihr Lieben,
    ich hab nun viel geschrieben.
    Vieleicht etwas durcheinander aber ich schreib so wie es eben kommt.


    Danke, dass ihr mir zuhört!


    Eure Maylien

  • Liebe Maylien


    erst einmal mein aufrichtiges Beileid zu Deinem schweren Verlust.
    Als ich Deine Zeilen las wie Dein Papa gestoben ist, bekam ich Gänsehaut. Von jetzt auf gleich.......das muss wirklich ein schlimmer Schock gewesen sein.


    Ich hab an den folgenden Tag nichts auf die Reihe bekommen.
    Ich konnte dem Arzt im KH nichtmal genau sagen wann er geboren wurde.
    Solche Sachen weiß ich aber genau.
    Ich hab mir nur Gedanken darüber gemacht, dass wir quasi die Zeche geprellt haben - total unsinnige Gedanken in solch einem Moment.

    Ja, das kommt mir irgendwie bekannt vor.


    Aber sehr schön finde ich wie die anderen Gäste im Restaurant reagiert haben.



    Dennoch ist es schlimm für mich, da ich keine Anlaufstelle (ein Grab oder etwasin der Art) habe, wo ich ihm nah sein kann.

    Richte doch eine kleine Gedenkecke für Deinen Papa ein (vielleicht hast Du das ja schon gemacht)


    Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit.



    Für Deinen Papa :trauerkerze_031:



    Leiser Gruß Miri

  • Kennt ihr das auch, wenn seine Papa/Mama gestorben ist, dass man sich wie ein Kind fühlt und denkt, das darf doch nicht gar nicht sein?

    Oh ja, das kenne ich. Ich fühle mich manchmal wie ein kleines, hilfloses, verlassenes Mädchen, ein bisschen wie ein Waisenkind...


    Dennoch ist es schlimm für mich, da ich keine Anlaufstelle (ein Grab oder etwasin der Art) habe, wo ich ihm nah sein kann.
    Ich kann nirgends hin, um mit ihm zu reden.

    Ich verstehe, was Du meinst und schließe mich Miri an. Eine Gedenkecke in der Wohnung oder im Garten, falls Du einen hast, wäre vielleicht eine gute Alternative. Ich komme nur sehr selten ans Grab, weil es weit von meinem Wohnort entfernt ist (in unserer "alten Heimat"), aber ich habe zu Hause eine Gedenkecke mit Fotos, Blumen und einigen Gegenständen, die meiner Mama wichtig waren.


    Leiser Gruß
    Nicole

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    Wenn Dir jemand erzählt, dass die Seele mit dem Körper zusammen vergeht und das, was einmal tot ist, niemals wiederkommt, so sage ihm: Die Blume geht zugrunde, aber der Same bleibt zurück und liegt vor uns, geheimnisvoll, wie die Ewigkeit des Lebens. (Khalil Gibran)

  • Hallo ihr Lieben,


    ein ganz dickes Danke für eure lieben Worte!
    Das hilft mir wirklich sehr!
    Schreiben ist für mich immer besser als reden - kann ich einfach besser. :whistling:


    Vielen Dank für eure Idee mit der Gedenk-Ecke - so ähnlich werd ich es umsetzen.
    Ich plane in meiner Wohnung eine Foto-Wand für all meine Lieben.
    Mein Papa bekommt dort einen Ehrenplatz mit Kerzen auf dem darunter stehenden Schränkchen.


    Am Samstag war ich unterwegs - und musste rechts ranfahren.
    Mein Papa hat einen quietschgrünen Mazda 2 - extrem auffällig.
    Hier bei uns fährt noch ein solcher umher mit fast gleichem Nummernschild.
    Ich sah ihn auf der linken Seite auf einem Parkplatz stehen und ich zuckte sehr zusammen - hab mich sogar für eine millisekunde gefreut und dann kam wieder diese Traurigkeit, als ich realisierte dass das nicht Papa ist.
    Ich musste anhalten und erstmal tief durchatmen. ;(


    Mit der Zeit werden solche Dinge wahrscheinlich etwas erträglicher.
    Zur Zeit ist für uns (auch mein Mann vermisst ihn extrem) aber noch sehr, sehr hart.


    Danke dass ihr da seid!
    Dieses Forum und all die Menschen hier sind einfach toll!


    Eure
    May

  • Liebe May,


    oh ja, das mit dem Auto kenne ich nur zu gut.
    Mein Papa hat sich ein paar Monate vor seinem Tod noch ein neues Autochen gegönnt (vielleicht hat er da schon geahnt das es nicht mehr lange sein wird.....).


    Oftmals sehe ich diese Automarke. Aber vor kurzem sah ich eines in genau der Farbe wie mein Papa sie fuhr (die kommt sehr selten vor).
    Da bin ich wirklich zusammen gezuckt. Für einen Sekundenbruchteil dachte ich, er ist es..........



    Für Deinen Papa noch ein Licht :trauerkerze_029:


    Lieben Gruß Miri

  • Heute ist wieder so ein sch..... Tag.
    Ich vermisse ihn heute extrem.
    Hab heute viel geweint und war wütend, dass er einfach so weg ist.


    Ich hab eine Angststörung und an Tagen an denen meine Ängste sehr present sind (Wie heute) ist es besonders schlimm.
    Papa hat mich dann immer beruhigt und mich "runter geholt".
    Jetzt fehlt das so sehr und ich weiss heute nicht weiter - bin heute total verzweifelt.
    Mein Mann ist zwar da, aber das ist was ganz anderes.


    Zur Ablenkung hab ich heute mein Tupperzeug sortiert.
    Und ich hab Einschulungsgeschenke vorbereitet.
    Aber seit ich damit fertig bin.... naja.


    Vielen Dank euch allen!
    Fühlt Euch umarmt!


    May

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