Bin auf der Suche nach Menschen, die möglicherweise ebenfalls sehr hart von dem (unnatürlichen) Tod eines Elternteils betroffen sind. Ich habe den Eindruck , dass es dies entweder nicht gibt oder nicht thematisiert wird. Allenfalls findet man noch die Begründung "Erlösung" etc. Damit kann ich nichts anfangen, da es sich um ein Leben ohne (schwerwiegende) Erkrankungen handelte und enormer Lebeswille und Zukunftsperspektive vorhanden waren.
Gibt es dazu Ideen?
-
-
Hallo,lieber Gast.
Ich leide auch sehr unter dem Tod eines Elternteils. Auch da hieß es, es wäre eine Erlösung gewesen, da er oft starke Schmerzen hatte und viele Medikamente nehmen musste, die ihn zusätzlich belasteten. Trotzdem hat er gekämpft und gehofft bis zum Schluss. Er hing so am Leben und an uns. Für jede Woche war er dankbar. Das hat er einem Freund anvertraut. Wir erfuhren es erst nach seinem Tod. Ich kann es nur schwer als Erlösung akzeptieren, denn er wollte trotz aller Rückschläge leben. Er starb sehr plötzlich an den Medikamenten. Vor dieser Erkrankung war er ein sportlicher, lebensfroher kerngesunder Mann, der voller Pläne und Lebensfreude war... Ich glaub, es wird einfach nicht thematisiert. Ist unerwünscht heutzutage. Leid und Trauer stören den Ablauf. Wenn man trauert, funktioniert man nicht mehr reibungslos, und darauf kommts ja an in der heutigen Leistungsgesellschaft. Oje, jetzt wurds recht lang.. Ich hoffe, du liest das hier noch irgendwann. Habe dich leider zu spät entdeckt. Alles Gute.
Susi -
Hallo Gast,
das Wort Erlösung und hart Betroffen können nebeneinander stehen.Erlösung im Sinne von, dass der Mensch nicht mehr leiden muss. Ich denke, wenn jemand die Erfahrung gemacht hat, dass ein Elternteil Schmerzen hatte, jeder Atemzug schwer gewesen ist und der Körper von Krankheit so gezeichnet war, dass man Machtlos den Weg begleitet hat, dass man auch sagen darf, dass es eine Erlösung für die Person gewesen ist, weil sie nicht mehr leiden muss. Es kommt immer auf die Umstände des Todes an, an was jemand gestorben ist.
Gerade bei Krankheit ist es schwer passende Worte dafür zu finden. Halte ich meinen Vater um jeden Preis am Leben, mache ich alles medizinisch möglich um das Leid zu verlängern oder sage ich, wenn der Körper nicht mehr kann, lasse ich den Menschen gehen. Manchmal sind es Entscheidungen, die der Betroffene zur Lebzeiten nicht entschieden hat. Klar ist, dass in meinem Beispiel auch mein Vater nicht gehen wollte, weiter leben wollte und noch viele Pläne hatte, aber die Wahl und Entscheidung über Leben und Tod lag im niemanden seiner Hand.
Trotz der Krankheit und Schmerzen kann man hart Betroffen sein durch den Verlust, den man erlitten hat. Man kann bei Trauer keine Pauschal-aussagen machen. Mann könnte auch einen Vergleich aufstellen, was ist härter, jemanden an Krebs oder plötzlich zu verlieren?
Beides ist hart. Bei Krankheit erlebst Du Dinge, die sich in dein Gehirn einbrennen. Jemanden den Du liebst zuzusehen, wie er leidet, Schmerzen hat und Kämpft mit dem Wissen, dass der Kampf irgendwann verloren sein wird. Du hast vielleicht die Zeit Dich damit auseinander zu setzten, leidest aber am ende genau so, wie wenn jemand plötzlich geht. Ich habe beide Erfahrungen gemacht, dass jemand durch Krankheit und auch ganz plötzlich ging, in den Schmerz habe ich keinen Unterschied gefunden. Der Schmerz war in beiden Fällen am Anfang unerträglich.
Das sind meine persönliche Erfahrungen, vielleicht haben andere, eine andere Erfahrung gemacht. Es wird immer behauptet, wenn jemand krank ist, kannst Du Dich auf die Trauer vorbereiten, kannst viele Dinge klären. Ich konnte mich auf die Trauer und den Schmerz nicht vorbereiten, denn der Schmerz, der war anders und härter, als ich es mir je vorgestellt habe, wie es sein wird. Und Dinge klären kannst Du nur, wenn der Betroffene darüber reden möchte und sich auch öffnet.
Dein Post ging leider wegen den Umzug in die neue Software unter, deswegen kommen die Antworten so spät.
LG
Marek Jan -