Meine Mutter ist gestorben - richtige Trauer kommt erst jetzt... Angst...

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich bin ziemlich allein seit dem Tod meiner Mutter, und ich kann mit niemandem über meine Gefühle reden. Daher versuche ich hier, mir ein wenig von der Seele zu schreiben. Falls mir jemand helfen möchte und mir Anregungen geben kann, mit der Situation umzugehen, freue ich mich. Doch in erster Linie geht es einfach nur ums "reden".


    Im März d. J. ist meine Mutter ziemlich plötzlich und unerwartet an Krebs gestorben. Sie wurde 63 Jahre alt. Wir Kinder wussten nicht, wie krank sie war, da sie absolut nicht drüber gesprochen hat. Im Nachhinein betrachtet war esvielleicht sogar wirklich besser so, da meine Mutter sowieso keine Hilfe angenommen hat und wir uns Sorgen gemacht hätten, während wir hilflos vor der Situation gestanden hätten. Es war so schon alles schwer genug.


    Im April letzten Jahres gab es schonmal die Situation, dass wir eine Notöffnung in ihrer Wohnung hatten, da sie sich 2 Tage lang nicht gemeldet hatte. Es stellte sich allerdings heraus, dass sie im KH war, weil sie auf einem Spaziergang zusammen gebrochen war, und das Personal hatte keine Hinweise auf uns gefunden, so dass es uns nicht benachrichtigen konnte. Meine Mutter hat damals den Ärzten strikt verboten, mit uns zu sprechen, so dass über ihren Gesundheitszustand wir keine Ahnung hatten. Uns hat sie erzählt, dass die Untersuchungen nichts besonderes ergeben hätten, sie lediglich durch eine verschleppte Grippe an einer Lungenentzündung erkrankte, die im KH behandelt wurde. Jetzt hat sich heraus gestellt, dass sie Lungekrebs im fortgeschrittenen Stadium mit Metastasen im Gehirn hatte. Man konnte ihr nicht mehr helfen, und sie hat da wohl schon aufgegeben, meinte ihr Hausarzt jetzt.


    Im März d. J. hatten wir dann wieder eine ähnliche Situation: Meine Mutter hatte eine schlimme Grippe und meldete sich wieder mal über ein WE nicht, woraufhin meine Schwester und ich zu ihr fuhren. Doch sie öffnete die Tür nicht. Allerdings konnten wir durch die Tür mit ihr sprechen, so dass wir vorerst beruhigt waren. Doch am Nachmittag desselben Tages rief das nahe gelegene Pflegeheim an, in dem mein Mutter eine ältere Dame häufiger besuchte, und meinte, unsere Mutter säße unansprechbar in der Cafeteria. Ich fuhr sofort hin. Doch ich konnte normal mit ihr sprechen. Allerdings wirkte meine Mutter sehr schwach und krank, und ich versuchte sie dazu zu bewegen, mit zu mir zu kommen. Doch sie wehrte sich energisch. Sie ließ sich lediglich von mir zu sich nach Hause fahren, was in Anbetracht ihrer Sturheit schon ein Wunder war. Das war das letzte Mal, das ich sie lebend gesehen habe. Zum Glück sind wir nicht im Streit auseinander, sondern haben uns lachend verabschiedet. Ich rang ihr das Versprechen ab, sich zu melden, wenn sie Hilfe braucht. Doch dazu kam es nicht mehr..... :(


    Die Tage danach simsten wir wenigstens noch, wo sie meinte, es ginge ihr besser. Doch 5 Tage nach dem Ereignis im Pflegeheim (ein Sonntag) abends rief die Polizei an, dass seit 2 Tagen persönliche Dinge von meiner Mutter vor ihrer Wohnungstüre lägen; ob wir irgendwas wüssten. Wir sind sofort hingefahren, haben die Tür durch die Feuerwehr notöffnen lassen... und nach der Polizei habe ich sie im Wohnzimmer liegen sehen... sie war tot...


    Danach gab es soviel zu erledigen, zu bedenken... und am schlimmsten: Es gab Stress und Konflikte mit meiner Schwester und ihrem Mann, die eine ganz andere - rationalere - Art haben, damit umzugehen. Die Schwiegereltern meiner Schwester waren auch noch da, die meinten, man müsse schnellstmöglich zum Alltag übergehen und nicht zuviel drüber nachdenken. So sind sie halt drauf. Und sie haben die gesamte Organisation und Entscheidungen, die Bestattung betreffend an sich gerissen, ohne mich großartig einzubeziehen... ich "durfte" dabei sein, das war alles. Entscheiden durfte ich nichts. Versuchte ich es dennoch, wurde "freundlich" versucht, mich davon abzubringen. Einiges, z. B. eine Trauerrede, habe ich dennoch durchsetzen können. Doch in dem ganzen persönlichen Stress mit meiner Schwester blieb kaum Zeit für echte Trauer.


    Ich war damals 2 Wochen krank geschrieben, bis die Beerdigung vorrüber war. Dann bin ich wieder arbeiten gegangen. Doch Trauer fühlte ich dennoch nicht.


    Allerdings habe ich jetzt - seit ca. 1-2 Wochen - immer wieder Momente, in denen es wie eine Stich mich durchfährt. Dann muss ich so sehr an meiner Mutter denken und mir wird bewusst, dass ich sie wirklich nie mehr wieder sehe. Das zerreißt mir das Herz. Es ist so als ob jetzt plötzlich alles über mich herein bricht. Es sind mal Kleinigkeiten, dann wieder plötzlich auftauchende Erinnerungen, die mich unerwartet treffen wie ein Blitz. In einem Moment lache ich, im nächsten könnte ich in Tränen ausbrechen. Und wenn die Sitation es zulässt, weine ich auch. Doch meistens ist das irgendwo mitten im Geschehen. Letzte Woche habe ich fluchtartig den Supermarkt verlassen, in dessen Cafe meine Mutter und ich häufiger meine Mittagspause verbracht haben. Es ging gar nicht, mich dort aufzuhalten.


    Diese Momente kommen immer häufiger, und ich habe Angst, das bald nicht mehr im Griff zu haben oder dass es mich total umhaut. Zur Zeit verdränge ich diese Momente, weil sie so unerträglich sind. Doch irgendwann funktioniert das vielleicht nicht mehr?! Doch ich muss doch funktionieren!! Ich habe so Angst, was da jetzt auf mich zukommt....


    Danke fürs Lesen!!


    LG Elana

  • Hallo liebe Elana,
    mein tiefes Beileid zum Verlust deiner Mutter. Auch ich habe meine Mama im Februar plötzlich verloren. Ich glaube jeder Mensch verarbeitet seine Trauer individuell. Meine Schwester und ich waren wochenlang in einem Tränenmeer gefangen während mein Stiefvater einfach funktioniert hat. Er ist nach ein paar Tagen wieder in die Arbeit gegangen und hat alles organisiert. Es war im direkt unangenehm wenn ihn jemand auf seinen Verlust angesprochen hat. Erst nach ca. 8 Wochen (Er hat ein bestimmtes Lied im Radio gehört) hat ihn der Schmerz überrannt. Ich kann dir nur raten die Trauer und Tränen zuzulassen.
    Denn nur so können wir versuchen den Verlust zu verarbeiten. Ich wünsche dir ganz viel Kraft bei der Trauerarbeit.


    :k117: Für deine Mama


    Liebe Grüße
    Tina

  • Hallo Elana,



    was du durchmachst ist leider normal... geht mir genauso. Die ersten Wochen der Schock, man funktioniert. Bei mir ist mein Partner verstorben. Erst nachdem sich
    der Schock gelegt hat wurde es bei mir richtig schlimm.
    Wenn ich ein gelbes Fahrrad sehe... meine Knie werden weich, Tränen schiessen in die Augen, mein Magen dreht sich... auf so einem ist er verunglückt.
    Ich kann nichts essen was mich an ihn erinnert, was er mochte. Ich kann nur Dinge essen die wir nie gegessen/gekauft hätten, sonst werde ich wahnsinnig.
    Wenn ich ein Auto wie seins sehe breche ich halb zusammen, musste mich schon am Laternenpfahl festhalten wenn es seinem wirklich ähnlich war (richtige Farbe, Gepäckträger)


    Wann hört das auf? Ich weiß es noch nicht... ich möchte aber wieder gern unbeschwert durchs Leben gehen und keine Angst haben vor einem solchen Anfall.


    Wir müssen das irgendwie schaffen, bleib stark! Jeder weitere Tag, den man überlebt hat ist ein Gewinn!

  • Hallo,


    danke für Eure lieben Antworten! Es hilft einfach, darüber zu schreiben. Ich hab ja niemanden mehr, und das wird mir gerade schmerzlich bewusst. Das, was mir an Familie übrig geblieben ist, will mich ja auch nicht einbeziehen. :(


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    Hallo Anna-Hilflos,


    oh, das tut mir so leid für Dich! Fühl Dich mal gedrückt.


    Ja, das ist schlimm, wenn einen plötzlich alles an den Verlust erinnert. Und bei Dir ist es möglicherweise noch schlimmer, weil Ihr wirklich viele Gemeinsamkeiten im Alltag hattet und Du somit ständig erinnert wirst, und sei es - wie Du schreibst - nur durchs Essen. Ich wünsche Dir von Herzen, dass es bald besser wird. Man sagt ja, die Zeit heilt die Wunden. Nur fällt es schwer, daran zu glauben, wenn man so in dieser Trauer steckt.


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    Hallo Tina,


    auch Dir mein herzliches Beileid zum Tod Deiner Mutter!


    Ja, jeder geht anders damit um. Ich kann bis heute nicht wirklich weinen; es ist einfach ein Knoten in der Brust. Und in manchen Situationen, die mich zu sehr an meine Mutter erinnern, fühle ich mich wie im Käfig gefangen.


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    Was mich am meisten belastet, ist auch die Sache mit meiner Schwester. Sie hat alles an sich gerissen, so als wäre sie die einzige Tochter, hat jetzt das Nutzungsrecht am Grab etc. pp. Ich darf nur funktionieren (alles, was Geld und Formalien anbetrifft) und werde übelst von ihrem Mann beschimpft, wenn ich es nicht tue. Jetzt hat meine Schwester ohne Rücksprache mit mir eine Danksagung geschickt, in der nur sie unterschrieben hat. DAS ist es, was mir wehtut! Als ob ich keine Rolle in der ganzen Angelegenheit spiele. Auch in allem anderen tauchte ich nur am Rande auf, als wäre ich ein lästiges Anhängsel, das man eben nicht völlig ignorieren darf. Möglicherweise kompensiert sie damit irgendwas... doch mir tut das wahnsinnig weh.


    Dann besuche ich häufiger das Grab, und es sieht so trostlos aus! Eine übrig gebliebene Schale von der Beerdigung und ein Strauß verwelkter Blumen.... :( Und das obwohl mein Schwager auf dem Friedhof arbeitet. Doch ich hab kein Nutzungsrecht und die Befürchtung, richtig böse angegangen zu werden, wenn ich da ein wenig mehr "Leben" drauf bringe. Gestern habe ich die verwelkten Blumen entsorgt und durch frische ersetzt. Und selbst da habe ich Angst, dass ich von meinem Schwager noch einen drauf kriegen werde. Am liebsten hätte ich noch einen großen Topf mit einer Sonnenblume drauf gestellt. Meine Mutter war ein fröhlicher Mensch, zu dem dieses trostlose Grab so gar nicht passt.


    Ich bin sehr traurig!!

  • Hallo Elana,


    mein Beileid zu Deinem schmerzhaften Verlust!


    Stell auf das Grab Deiner Mutter, was immer Du möchtest! Wenn Deine Schwester und vor allem Dein Schwager, der auf diesem Friedhof arbeitet, nicht dazu in der Lage sind, ein Grab anständig und liebevoll zu pflegen, dann hätten sie nicht alles an sich reißen sollen. Du bist genauso die Tochter Deiner Mama wie Deine Schwester! Wenn Dir Deine Schwester das Recht abspricht, frische Blumen auf das Grab zu stellen, dann ist sie einfach nur gefühlskalt. Sollte Dich Dein Schwager wirklich angehen, nur weil Du das Grab pflegst, dann frage ihn doch bitte, ob es seine Mutter war, die leider dort liegt und warum um alles in der Welt, er etwas dagegen hat.


    Mir kommt da gerade so ein Gedanke: Kann es sein, dass es um eine Erbschaft geht, die Deine Schwester und ihr Mann nicht ganz gerecht mit Dir teilen wollen?


    Wie auch immer - schreibe Dir hier alles von der Seele - es hilft!!!


    Liebe, verständnisvolle Grüße ... Morticia

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