Ich muß mir das mal von der Seele Schreiben ….

  • Eigentlich bin ich nur durch Zufall auf diese Seite gestossen und finde es sehr schön das man hier auch als Gast etwas Schreiben darf!
    Ich weiß auch nicht ob mein Beitrag hier so am rechten Platz ist da es sich ja um eine Trauerseite handelt -
    aber vielleicht gibt es ja hier jemandem dem es genauso ergangen ist?!


    Wie und womit fange ich aber jetzt am besten an?
    Meine Mutter ist am 21 Januar 2015 mit 74 Jahren in einem Alten und Pflegeheim verstorben -
    momentan empfinde ich aber keinerlei Trauer über ihren Tod!
    Auf der einen Seite schäme ich mich dafür - auf der anderen Seite ….


    Man muß aber eventuell unsere Vorgeschichte kennen?
    Ich hatte noch nie ein besonders gutes Verhältnis zu meiner Mutter -
    schon von Kindesbeinen an habe ich immer nur zu hören bekommen "Du bist nichts,Du kannst nichts"!
    Als mein Papa noch lebte war das Verhältnis etwas besser aber mein Papa (zu dem ich ein sehr gutes und inniges Verhältnis hatte) ist bereits vor 20 Jahren gestorben!


    Vor ungefähr 15 Jahren haben wir unser Haus gekauft - ein sehr großes Haus - und da wir eine Wohnung frei hatten,haben wir gedacht das meine Mutter doch dort einziehen könnte!
    Damals war ich voller Hoffnung das sich unser Verhältnis bessern würde - aber das Gegenteil traf ein.Anstatt besser wurde es eigentlich noch schlechter!
    Also haben wir uns so gut es ging mit einander arrangiert - ich habe spitze Bemerkungen von ihr und grobe Beschimpfungen immer ohne wieder Worte runtergeschluckt!
    Meine Mutter hat selbst nicht davor zurück geschreckt mich vor meinen eigenen Kindern und fremden Menschen "runter zu putzen"!


    Vor ungefähr vier Jahren wendete sich das Blatt - meine Mutter stürzte im Winter beim rausgehen mit einem ihrer Hunde (sie hatte zwei) und brach sich das Bein ….
    Für mich fing in dem moment die Hölle an!
    Ich besuchte sie regelmäßig im Krankenhaus,kümmerte mich um die Hunde und ihre restlichen Angelegenheiten -
    geerntet habe ich dafür immer nur spot und hon!
    Um das ganze etwas ab zu kürzen -
    es folgten wöchentliche Arztbesuche (meine Mutter nahm Macrumar das immer wieder neu eingestellt werden mußte),eine Hautransplation (da die Wunde an dem Bruch nicht verheilte),dutzende Krankenhausaufenthalte …


    In diesen vier Jahren hat sie sich durch stürze mindestens dreimal das Bein gebrochen -
    und immer das selbe ….
    Im Januar 2014 wurde Blasenkrebs bei ihr festgestellt,
    wieder zwei OP's,wieder Krankenhausaufenthalte und wieder das selbe Ritual!
    Durch ihre Vorerkrankungen und die vielen OP's die sie schon hatte kam eine vollständige Entfernung der Blase nicht in Frage -
    es folgte eine Wochenlange Bestrahlung,die rechte Niere versagte dann ihren Dienst und so wurde ein Katheder gelegt!
    Im Juni 2014 erlitt sie dann noch einen Schlaganfall -
    mehrere Wochen Krankenhaus,erfolglose Reha und die zweite Niere versagte den Dienst!
    Und wieder war ich es die mindestens alle 2Tage ins Krankenhaus und in die Reha gefahren ist ….


    Man muß eventuell noch dazu erwähnen das ich noch eine Schwester habe -
    die sich allerdings mit ihren Bemühungen stets sehr zurück gehalten hat,ein paar Krankenhausbesuche das wars dann aber auch!
    Erst haben wir überlegt sie nach der Reha wieder nach Hause zu holen -
    haben aber gemeinsam beschlossen das sie in einem Pflegeheim doch besser aufgehoben wäre (seit dem Schlaganfall war sie Bettlägerig und benötigte bei allem Hilfe)!
    Im nach hinein war die Wahl des Altenheimes wohl nicht die beste -
    denn nur knapp fünf Monate nach ihrer vollstationären Aufnahme dort ist sie verstorben ….


    Ich habe sie auch dort - bis vor ein paar Wochen - regelmässig besucht …
    das was ich hier geschrieben habe ist nur ein winziger Bruchteil und ich frage mich in den letzten Tagen immer wieder ob ich noch normal bin?!
    Mir hätte oft ein einfaches Danke was von Herzen kommt gereicht - statt dessen kam nur der Satz "Du bekommst doch Spitgeld fürs fahren"!
    Ich kann mich nicht daran erinnern das ich als Kind von meiner Mutter getröstet wurde -
    sie hatt mir immer vorgeworfen ich sei Egoistisch und würde nur an mich denken!
    Sie hatt uns vorgeworfen das wir schuld daran seien das sie einen ihrer Hunde abgegeben hat und sie hat mir vorgeworfen ich würde doch gar nichts für sie tuen ….
    Auch das sind nur Bruchteile ihrer Aussagen ….


    Ich könnte noch vieles Schreiben und Entschuldige mich auch dafür das vielleicht das ein oder andere etwas durch einander scheint ….
    Meine Mutter hat mich oft mit Worten verletzt - vielleicht hat sie das auch gar nicht selbst so registriert?!
    Ich wollte eigentlich immer nur ein bißchen Anerkennung,mal ein liebes Wort von Ihr ….
    Bekommen habe ich mein Leben lang nur Ablehnung,Demütigung,Spot und Hohn ….


    Ich würde gerne Trauern -
    kann es aber nicht!

  • lieber Gast
    zum verlust deiner Mutter mein Beileid


    ja es ist ja schon gut das du deine gedanke hier schreibst den so aus den innersten des familienlebens jemanden so zu erzählen ist auch nicht einfach


    das du noch nicht so trauers wie du dir das vorstellst verstehe ich schon den wenn man immer mit worten verletzt worden ist dann schmerzt es halt
    aber ich weiß aus eigener erfahrung das unsere eltern es leider selber nie gelernt haben das sie uns so sein lassen wie wir sind und das uns nur mal ein DANKE so viel bedeutet hätte
    aber du brauchst dir wie ich lese nicht sagen du hättest ihr nicht gezeigt das sie euch wichtig ist
    und auch denke ich das das heim nicht die schlechte wahl war nein deine Mutter war sehr krank
    dir wünsche ich die kraft das du zur ruhe kommst und deiner Mutter auch verzeihst
    LG skaris

  • Trauer ist ein Prozess und dazu gehört auch vielleicht zu verzeihen, was sie Dir als Kind und Erwachsene an den Kopf geworfen hat. Verzeihen ist ein schwerer Weg und es gibt bei der Trauer, vor allen bei den Gefühlen nie richtig oder falsch.
    Wenn Du nicht um sie trauern kannst, wie sich vielleicht andere vorstellen, dann ist es dein Weg.
    Es tut gut sich alles von der Seele nieder zuschreiben und es kann nie zu lang werden, denn es sind deine Gefühle und beschneide Dich in diesen Punkt nicht. Ich wünsche Dir, dass die Verletzungen heilen, es werden auch Narben bleiben.
    Ein Kind versteht eine Ablehnung nicht, ein Kind versteht nicht, warum es nicht umarmt wird. Vielleicht ist das "innere Kind" so verletzt, dass es den Erwachsenen die Trauer nicht zulässt. Vielleicht würde Dir ein Psychologe helfen dass alles aufzuarbeiten, wenn es Dir noch sehr weh tut und Dich in deinen Leben beeinträchtigt.


    Als Tipp kann ich Dir noch auf den Weg geben: Google mal nach Büchern mit den Schlagwort, Versöhnung mit dem inneren Kind.
    Z.B. http://www.amazon.de/Vers%C3%B…nneren-Kind/dp/3426292041


    Liebe Grüße
    Marek Jan

  • Hallo...ich kann dich sehr gut verstehen!


    Ich wurde vor 46 Jahren geboren auch ich habe nie Mutterliebe richtig erfahren. Ich habe noch drei Brüder die wurden immer vorgezogen. Es wurde ihnen immer alles verziehen. Ich war nix....konnte nix und wurde von der gesamten Familie immer nur belächelt. Ich habe die ganzen Jahre das Gefühl gehabt sie gibt jedem Mutterliebe nur mir nicht. Aber meine Geschichte endet anders als deine.


    Vor zweieinhalb Jahren kam es dann zum Bruch der gesamten Familie. Man wollte mir wieder sagen wie ich was zu machen habe...es fielen böse Worte von beiden Seiten...meine Mutter beschimpfte mich am Telefon meine Brüder untersagten mir danach den Kontakt zu meinen Eltern. Da ich immer sehr ruhig war und Streit aus dem Weg ging habe ich mich halt mit meinen drei Kindern zurück gezogen. Meine Familie suchte nach Dingen um mir mein Leben schwer zu machen. Es folgten sinnlose Versuche mich anzuzeigen aber sie scheiterten. Meine Eltern haben mich und meine Kinder verstossen. Ich hatte die ganze Zeit die Hoffnung das meine Mutter einmal in ihrem Leben auf mich zukommt und einfach sagt.....es tut mir leid lass uns wieder Mutter und Tochter sein. es kamen im ersten Jahr zu unseren Geburtstagen Karten von ihr aber am Ende stand immer was gemeines. Um meine Kinder davor zu beschützen habe ich ihr zu verstehen gegeben sie soll es unterlassen. Dann kam nix mehr! Dazu muss ich sagen meine Familie wohnt im gleichen Dorf wie ich!


    Letzte Woche Samstag kam eine Arbeitskollegin auf mich zu und nahm mich zur Seite und zeigte mir die Todesanzeige meiner Mutter...sie war am 3.2.nach langer Krankheit verstorben. Ich zitterte am ganzen Körper und bekam keine richtige Luft mehr...ich weinte weil es war ein Stich mitten ins Herz. Niemand hatte mir bescheid gegeben ich hätte ihr gerne verziehen. Für meine Kinder war es auch ein Schock...sie ist Montag um ein Uhr beerdigt worden...400 meter von mir entfernt. Ich war nicht auf der Beerdigung weil man uns da ja nicht haben wollte. Es hätte auf dem Friedhof nur eskaliert....ich machte um eins mein Fenster auf und hörte die Glocken für meine Mutter vom Kirchturm läuten es war ein Gefühl als würde man mir das Herz aus meiner Brust reissen...als die Glocken verstummten war der Schmerz weg. Meine Kids mein Freund und ich sind drei Stunden später ans Grab gegangen und haben einen Kranz nieder gelegt.


    Es ist ein komisches Gefühl aber sie ist mir jetzt näher als in den ganzen Jahren weil sie liegt fast nebenan. Du konntest Abschied nehmen und das denke ich ist sehr wichtig auch wenn du nicht richtig trauern kannst im Moment aber du hast sie auf ihrem letzten Weg begleitet. Trauer kann ich auch im Moment nicht mehr sondern das ist ab und zu diese Wut auf meine Familie und gleichzeitig die Enttäuschung. ..warum ist mein Vater nicht zu mir gekommen. Warum müssen immer nur die Kinder auf Eltern zukommen.


    Mein Bruder hat gestern auf Facebook was böses über mich geschrieben im Zusammenhang mit meiner verstorbenen Mutter. Das war wieder ein Stich mitten ins Herz und nun denke ich....Mama sieht nun von oben wer die treibende Kraft war. Ich glaube an sowas und ich war 44 Jahre bei ihr war immer für sie da als meine Brüder nicht für sie da waren. Auch wenn ich mir so manches mal Dinge bieten lassen musten die unter die Gürtellinie gingen von ihr.Irgendwie konnte sie ihre Mutterliebe nicht richtig zeigen. Ich weiss sie ist dort oben jetzt gut aufgehoben. Heute gehe ich zum Hausarzt und frag ihn voran sie gestorben ist. Mein Bruder hat bei fb gepostet sie wäre wegen mir an gebrochenen Herzen gestorben. Ja sie wird mit einem gebrochenen Herzen gestorben sein weil man Mutter und Tochter nicht die Chance gegeben hat sich auszusöhnen. Aber sie ist nicht daran gestorben weil sie war schon immer Herzkrank.


    Auch deine Mama guckt jetzt auf dich von oben herrab...sie ist bei dir.....Angie

  • Kind und Eltern ist leider kein Garant für Liebe.
    Da bei deiner Mutter und dir keine enge liebevolle Beziehung entstehen konnte, trauerst du sicher schon viele Jahre ihrer Lebzeit. Diese Phasen sind also schon überstanden.
    Solltest du nicht zur Ruhe kommen, dann bedenke dass die Schöpfung euch so unterschiedliche Gefühle geschenkt hat, dass ein Verstehen einfach nicht möglich war.


    Herzlichst
    Margit

  • Lieber Gast


    ich glaube schon, dass du trauerst. Nur eben nicht in der Form, die du dir vorstellst. Du hättest keine Schuldgefühle, dass du nicht trauerst, wenn dir deine Mama wirklich egal wäre.


    Und auch die Liebe von einem Kind zur Mutter ist etwas, was die Mutter nicht geschenkt bekommt...Liebe muss man sich ein Stück weit auch immer verdienen. Scheinbar hat deine Mutter selbst irgendwelche Defizite gehabt, dass sie dich nicht so geliebt hat, wie es für dich gut gewesen wäre. Auch Eltern sind nur Menschen und es ist oft schwer, die Fehler von diesen Menschen zu akzeptieren. Jedes Kind schaut zu seinen Eltern auf...die Eltern sind anfangs nahezu unfehlbar. Wenn die Mutter also lieblos zu dir war, hast du automatisch die Schuld bei dir gesucht. Du bist aber ganz sicher nicht schuld. Denn eigentlich liebt eine Mutter ihr Kind bedingungslos.


    Du kannst deine Mutter nicht mehr fragen, warum das so war. Aber du kannst deiner Mutter vergeben oder es zumindest akzeptieren. Dann wird die Trauer auch leichter.


    Trotz allem...deine Mutter hat dir dein Leben geschenkt und irgendwo hat sie auch ihre guten Seiten gehabt. Deshalb zünde ich eine Kerze für sie an


    :k116:


    Für dich würde ich mir wünschen, dass du dich hier anmeldest. Hier verurteilt dich niemand dafür, dass du mit deinem Verlust so umgehst. Vielleicht würde es dir helfen, einige Dinge anders zu betrachten. Denn viele Eltern sind undankbar , unleidlich und vieles mehr. Vor allem , wenn sie dann auch noch krank sind und irgendeinen Zorn in sich tragen.


    Ich wünsche dir viel Kraft, egal, wie du dich entscheidest.


    lg
    Sylvia

  • Ich finde es furchtbar, wenn Kinder ohne Anerkennung und Liebe aufwachsen. Es ist traurig, das deine Mutter es nicht erkannt hat, was für eine Stütze sie an ihrer Seite hat. Ich hoffe, du hast Menschen an deiner Seite, die dich schätzen. Lass dich von ihnen auffangen und schließe mit allem ab. Vielleicht kommt dann auch die Trauer.



    Viel Stärke dafür!
    Martina

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