Den geliebten Vater verloren

  • Ich weiß nicht wo genau ich anfangen soll. Mein Vater lag die letzten 5 Wochen im Krankenhaus wegen... Ja weswegen eigentlich? Ich muss doch etwas weiter ausholen. Letztes Jahr kam mein Vater schon einmal ins Krankenhaus wegen einem Lungenödem. Am eigentlichen Entlassungstag erlitt er einen Schlaganfall, der erst 3(!!!!) Tage später erkannt wurde. Er kam in Reha und irgendwann erholt aber gezeichnet vom Schlaganfall (zum Glück nur einseitiger Hörverlust). Er hat sich wirklich tapfer geschlagen allerdings wollte er nie wieder ins Krankenhaus. Wir haben zugesehen wie er gute aber auch sehr schlechte Tage hatte. Insgesamt hat er innerhalb dieses einen Jahres sehr stark abgebaut. Im Juni bin ich mit meiner Familie in den Urlaub gefahren und hab noch zu meiner Mutter gesagt das ich etwas sorge um meinen Vater habe. Sie beruhigte mich aber das er doch im Moment eine wirklich gute Phase hat nur sein offenes bein würde ihr etwas sorge bereiten (aber damit war er in Behandlung).


    Im Urlaub bekam ich die Nachricht das mein Vater im Krankenhaus liegt, ich mir aber bitte keine sorgen machen soll. Wieder ein paar Tage später erfuhr ich das mein Vater auf der Intensivstation liegt aber nur um ihn auf zu peppeln weil er doch sehr schwach ist (es war aber nie lebensbedrohlich), so wie ich aus dem Urlaub bin ich zum Arzt von meinem Vater und hab um ein Gespräch gebeten weil ich alles wissen wollte. Es war so das mein Vater oft eine Einweisung ins Krankenhaus bekommen , sich aber geweigert hat. Und der Arzt kann nicht mehr tun als ihm immer wieder zu sagen das er ins Krankenhaus soll. Zum letzten mal sagte mein Vater allerdings das es ihm so schlecht geht und er bitte ins Krankenhaus möchte, sofort.


    Die Zeit verging und mein Vater wurde wegen einer Untersuchung in eine uniklinik verlegt, sollte danach aber sofort wieder zurück ins andere Krankenhaus kommen sobald die Untersuchung durch ist. Ich muss dazu sagen, er lag noch auf intensiv und ich SAG die Katastrophe mit großen schritten auf uns zu kommen. Ich sagte meiner Mutter sie soll eine Verlegung in ein anderes Krankenhaus veranlassen sonst bringt diese uniklinik meinen Vater um. Und so ist es dann auch gekommen. Die besagte Untersuchung wurde immer wieder verschoben und mein Vater tagelang ohne essen gelassen weil es hätte ja doch sein können das er doch zu der Untersuchung geholt wird. Er hatte einen Überwachung am obiger für sein Herz, das wurde ihm abgenommen weil es laut Ärzte (die wir nie zu Gesicht bekamen ausser ein einziges mal) "nicht so dramatisch ist wie es vom anderen Krankenhaus dargestellt wurde". Ich war fassungslos. Sein Sauerstoff gerät wurde ihm ebenfalls abgenommen bis er fast zusammengebrochen ist weil er keine Luft bekam.


    Irgendwann, ich hab die Hoffnung schon fast verloren, kam die Untersuchung und es hieß er braucht evtl nen bypass am Herz und zwei an den beinen, und er wird mobilisiert (hallo! An dem Mann ist nix mehr dran der kann gar nicht mehr laufen!.... Für diesen Kommentar bin ich aus der Klinik entfernt worden). Ich wurde immer unruhiger und meine Angst um meinen Vater immer größer. Letzten Mittwoch war ich mit den Kindern bei ihm. Er sah ganz OK aus und wir haben Pläne gemacht was wir alles machen wenn er entlassen wird. Tja dazu kam es leider nicht mehr.


    Donnerstag abend hatte ich das dringende Bedürfnis meinen Vater anzurufen aber die Kinder waren den ganzen Tag über sehr anstrengend und schliefen erst so spät das es zu spät war um meinen Vater anzurufen. Am Freitag mittag (25.7.) kam dann die Nachricht meines Bruders über whatsApp die ich nie mehr vergessen werde:"papa liegt auf der Intensivstation!! Melde dich bitte!" als ich das las durchfuhr mich ein kalter kurzer Schauer, aber er lag ja schon mal auf intensiv... Ich rief an und erfuhr das mein Vater auf dem weg zur Untersuchung kollabiert ist, reanimiert wurde und es kritisch sei er liegt im künstlichen Koma. Ich habe das ganze auto zusammen gebrüllt. Wir waren da gerader mit meinem Sohn auf dem weg in die Klinik da er demnächst operiert werden soll. Ich war drauf und dran alles abzusagen.

    Ich soll aber vorerst nicht zu meinem Vater ins Krankenhaus, die sagen mir bescheid wenn sich was verändert. Ich kann jederzeit auf intensiv anrufen und fragen wie es meinem Vater geht. Sobald ich zu hause war rief ich an und erhielt die info das es mehr als schlecht ist (im Hintergrund hörte ich alarm von den Computern an denen mein Vater angeschlossen war, er wurde zu der Zeit wieder reanimiert) und wir bitte herkommen sollen. Tja im Krankenhaus angekommen prassen die furchtbaren Worte des Arztes auf uns ein: "ihr Vater wird die nächsten Stunden nicht überleben, wollen sie den pastor rufen?" ich bin zusammengebrochen. Hatte immer ein sehr inniges Verhältnis zu meinem Vater und er hat immer alles für mich getan. Für mich war der Gedanke meinen Vater zu verlieren grausam. Ich hatte die Wahl bis zum Schluss bei ihm zu bleiben oder mich zu verabschieden und zu fahren. Das tat ich auch. Ich konnte das alles nicht sehen. Mein geliebter papa am bett gefesselt mit Maschinen beatmet und dadurch am leben erhalten. Ich spürte wie binnen Sekunden mein Herz in kleine Stücke zerschmettert wurde.


    Ich kuschelte mich an ihn, küsste ihn auf die Wange, streichelte seine Hand, und sagte ihm immer wieder wie sehr ich ihn brauche und seine Enkel auch. Ich flehte ihn an bitte bittet noch nicht zu gehen er wird gebraucht. Dann als der pastor weg war verabschiedete ich mich mit den Worten, dass ich morgen wieder komme und dann die Welt wieder besser aussieht, und bin gegangen. Als ich ne knappe halbe Stunde später zu hause war rief ich meine Mutter an ob sich was geändert hat. "Ja, er leidet nicht mehr, er ist gegangen, vor 10 Minuten"


    Seitdem steht meine Welt. Ich mache mir Vorwürfe das ich nicht um eine Verlegung gekämpft habe. Ich weine und Weine und Weine. An schlaf ist nicht zu denken weil ich seine Stimme höre als würde er neben mir sitzen und nur von ihm träume. Ich hab das Gefühl wahnsinnig zu werden und noch schlimmer ist das ich ihm so sehr vermisse. Meine Mutter ist komplett neben der Spur so das ich für alles der Ansprechpartner bin (organisiere die Beerdigung und Behördengänge). Ich kann bald nicht mehr und weiß nicht wie ich mit dem Schmerz umgehen soll.


    Sorry ist jetzt sehr lang geworden, aber es musste nieder geschrieben werden

  • hallo,
    mein aufrichtiges beileid zum verlust deines vaters


    ich weis wie du dich fühlst ich habe auch meine eltern verloren


    im moment kann ich nicht mehr sagen mir fehlen die orte ich nehm dich mal in den arm wenn ich darf und schicke dir ein kraftpacket für die kommende zeit


    für deinen Papa möchte ich diese kerze anzünden :trauerkerze_56:


    leise grüße natja

  • Mein Mitgefühl zu deinen schmerzlichen Verlust.
    Auch wir begleiten unseren Vater, der Lungenkrebs hat.
    Deine Welt steht still, dass ist aber so, wenn ein geliebter Mensch von uns geht.
    Ich finde es gut, dass Du Dir es von der Seele schreibst, es ist wichtig und die Gefühle und Gedanken brauchen einen Raum.
    Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft für die bevorstehende Zeit, die vor Dir und deiner Familie liegt.


    Mache Dir keine Gedanken, ein Text kann nie zu lang sein, wenn es um eigene Gedanken und Gefühle geht. Viele werden deine Gefühle, deine Ohnmacht in der Du gerade bist nachempfinden können, weil sie ein ähnliches Schicksal erlebt haben.


    Mir gibt immer Musik die Kraft in schweren Stunden des Lebens.


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    Leisen Gruß
    :k115: für deinen Dad
    Marek Jan

  • Lieber Gast,


    auch ich möchte dir mein tiefes Mitgefühl zum Verlust deines Vaters aussprechen.
    Bitte mache dir keine Vorwürfe bezüglich einer Verlegung. Bestimmt hättest du seine Tod dadurch nicht verhindern können.
    Als es meinem Mann so schlecht ging, haben wir auch alle hebel in Bewegung gesetzt, um ihn zurückzuverlegen in die Uniklinik. Er wurde aif einer der besten intensivstationen Europas behandelt und er ist trotzdem gestorben.
    Inzwischen bin ich der Meinung, dass wir da absolut keinen Einfluß darauf haben.
    Wenn die Zeit gekommen ist, diese Welt zu verlassen, dann wird es auch so kommen.


    Ich wünsche dir und deiner Familie für kommende Zeit viel Kraft
    und nehme dich mitfühlend in den Arm.


    Ein stiller Gruß


    Conny

  • @marek Jan: vielen dank. Ich hab mich sehr gewundert wie viel ich geschrieben habe aber es tat so gut. Ich hab nicht mehr das Gefühl dieses dicken fetten Kloß im Bauch zu haben und es geht mir wirklich besser. Ausser, es ist wie jetzt. Man kommt zur Ruhe und ist kurz vorm einschlafen. Das geht im Moment gar nicht. Kann kaum die Augen schließen weil ich dann immer meinen Vater "sehe" (komischerweise aber nur immer wenn er glücklich ist und nicht wie ich ihn auf intensiv gesehen habe. Daran kann ich mich komisch komischerweise überhaupt nicht erinnern, egal wie ich mich anstrenge, das ist wie gelöscht aus meinem Kopf. Ja Musik ist gut.


    Das mit deinem Vater hört sich nicht gut an. Krebs ist schrecklich. Es tut mir sehr leid für euch.


    große liebe: das mit deinem Mann tut mir sehr leid.
    Es muss wohl einen Grund gehabt haben warum alles so gekommen ist wie es ist. Und ja ich denke du hast recht, es muss nicht heißen das eine Verlegung ihn am leben erhalten hätte. Diese Tatsache ist nur leider so schmerzlich. Ich glaube wenn es die Option gäbe die Zeit zurück zu drehen....



    Heute war eine ganz liebe Freundin bei mir (sie hat recht früh ihre Mutter verloren). Mit ihr konnte ich viel reden, weinen. Das tat so gut. Sie versteht mich und ist einfach nur da und hört einfach nur zu, nimmt mich in den arm und tröstet nicht, weint mit mir zusammen.



    Lieber papa,


    Heute hatte ich das erste mal einen "guten" Tag, seit du nicht mehr bei uns bist. Morgen wird ein schwerer Tag. Du wirst eingeäschert und der Gedanke daran zerreißt mir das Herz. Musste heute ganz oft daran denken wie du mich immer bekocht und betüdelt hast wenn ich krank war, oder als ich schwanger war. Das erste mal konnte ich lächeln bei dem Gedanken.
    Es ist so schwer zu begreifen was passiert ist. Ich vermisse dich so sehr. Du warst immer ein guter Vater für mich, der beste den man sich vorstellen kann und ich danke dir das ich dich zum Vater haben durfte und du mir diese schöne Zeit mit dir geschenkt hast. Ich werde diese Zeit immer als eine ganz besondere in Erinnerung halten.


    Ich vermisse dich so sehr.
    Dein Mädchen

  • Mein Beileid. ob dieses Forum überhaupt noch aktuell ist..
    Aus meiner Familie lebt kaum noch jemand und der Rest hat sich verstritten..
    Wie man mit Trauer umgeht, hab ich selbst nie gelernt. wünsche dir aber alles gute.. meiner ging von uns als ich 15 war, bin nun 23.. ein schrecklicher Unfall.
    ein immer da bleibender Schmerz.. Viele Menschen, die einen nicht verstehen und garnicht mit einem umgehen können.. also Ich sehe keine gute Sache in der Tatsache, das so etwas passiert.
    Und ich glaube helfen tut nur eins: an Gott zu glauben, der die guten Menschen zuerst holt und sie mit offenen Armen empfängt und genau so liebt, wie wir sie lieben.
    Bis zu den Tag, an dem wir uns Wiedersehen.. die Narben werden leider immer bleiben.. das Loch im Herzen können nur andere Menschen füllen, nichts anderes. viel erfolg und stark bleiben!

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