was nehmen Sterbende im letzten Moment noch war?

  • hallo,


    ich habe vor kurzem mein mann verloren. ich hatte ihn zu hause gepflegt. er hatte krebs. die letzten paar tage musste er dann aber doch ins krankenhaus.
    die letzten 20 stunden war er an einer morphium - pumpe angeschlossen, wegen seiner starken schmerzen. ich wich ihm nicht von der seite. er hatte keine kraft mehr in sich. die augen waren geschlossen, und erzählt hat er auch nicht mehr. es sah so aus, als wenn er schlief. doch dann, kurz bevor er starb, machte er seine augen auf und bat mich ihm zu helfen. ich sagte ihm, ich bin da, und dass ich ihn liebe. dann ist er gegangen.
    er hatte , obwohl man glaubte, dass er schlief, doch mitbekommen, dass ich an seiner seite war. er fehlt mir so sehr. möge er in frieden ruhen.


    herzliche grüße, loni

  • Liebe Loni, auch mir ging es so, doch mein Mann, Volker, ist nicht mehr wach geworden. DAs Morphin hat ihm den sChmerz genommen, und, ich denke dennoch, dass er mitbekommen hat, was ich ihm erzählt habe, dass er gespürt hat, als seine Tochter noch bei ihm war, und erzählt hat.
    Auch mein Streicheln, mein Einölen seiner wunden Stellen, das muss er empfunden haben, da bin ich mir absolut sicher.


    Melde dich dcoh bitte an, das wäre schön, dich hier in unserem Kreis begrüßen zu dürfen.
    Lieben Gruß und viel Kraft von Friderike

  • Ich habe es auch erlebt. Mein Vater lag im künstlichen Koma, als ich ihn gestreichelt habe hat sich sein Herzschlag verändert und ich konnte seine Reaktion auf dem Überwachungsmonitor sehen. Ich bin mir sicher, dass Sterbende sehr viel noch mitbekommen. Meine Einstellung zum Tod und auch zum eigenen Sterben hat sich durch dieses Erlebnis sehr verändert.


    Susan

  • Ich hab meine Mama auch begleitet und habe die Erfahrung gemacht, dass sie auf mich reagiert hat. Sie hatte die Augen geschlossen, konnte nicht mehr
    antworten, weil sie sich auf den Weg gemacht hatte und an einer Morphiumpumpe hing. Trotzdem teilte sie sich mir mit, ich konnte sogar spüren, wenn sie etwas nicht mochte z.B. nicht mehr festgehalten oder gestreichelt werden.
    Gehen wollte sie ganz im Stillen und hat die Nacht für sich ausgewählt, als meine Schwester schlief und ich an ihrem Fußende saß. Es war ein unbeschreiblicher Moment. Ich hab noch nie zuvor einen Menschen beim Sterben begleitet aber ich wusste in dem Moment einfach, dass sie jetzt geht, weil sie es mir durch ihren veränderten Gesichtsausdruck gezeigt hat. Stunden zuvor haben wir ihr vorgelesen und mit ihr gesprochen und ich hatte das Gefühl, dass sie uns hört.
    Seit dem Tod meiner geliebten Mama hab ich ein ganz anderes Denken über den Tod bzw. über das Sterben.

  • liebe sinja,


    auch ich habe meine eltern in einem abstand von nur 8 monaten verloren :k112:
    nach dem meine mutter 2,5 jahre körperlich und geistig behindert war durch einige schlaganfälle starb sie an einem darminfarkt.
    als sie auf der intensivstation lag und feststand das sie nicht mehr lange leben wird habe ich laut gerufen ...mama ich liebe dich.....leise kam unter der atemmaske ein" ich auch" das waren ihre letzten worte.
    ich habe an ihrem bett gebetet und sie wissen lassen das ich es schaffe und sie in ruhe gehen darf.
    in der nacht darauf ist sie gegangen und ich bereue zutiefst das ich nicht bei ihr war denn mama war mein ein und alles!
    ich konnte nicht mal weinen sondern habe nur funktioniert doch ich glaube es lag daran das ich 2,5 jahre zeit hatte mich zu verabschieden und ich in dieser zeit soviel geweint hatte.
    8 monate später verstarb mein vater aber das ist eine andere und etwas schwierige geschichte.
    ich für mich habe leider grosse angst vor sterben und tod!!



    l.g.uschi

  • Mein Mann ist vor 10 Monaten ganz plötzlich nachts imBett verstorben. Als ich wach wurde und ihn angesprochen und angstupst habe, hat er schon nicht mehr richtig reagiert. Ich weiß das ich ihn noch ganz laut angesprochen habe, ws ich aber gesagt habe weiß ich nicht mehr. Er hat den den Kopf zu mir gedreht und mich ganz direkt angeschaut. Es war ein Blick, als wollte er sagen "Es tut mir leid". Statt ihm etwas liebes zu sagen oder bei ihm zu bleiben, bin ih nur aus dem Bett gesprungen und habe den Notarzt und seinen Bruder von nebenan angerufen. Der Notarzt hat dann noch 1 Std. versucht ihn zurück zu holen, ohne Erfolg. Ich saß die ganze Zeit dabei, aber irgendwie war mir ziemlich bald klar, das er nicht wieder kommt.


    Ich habe es schon so oft bereut, nicht bei ihm geblieben zu sein und ihm zu sagen wie sehr ich ihn liebe. Oder vielleicht auch einfach nur seine Hand zu halten und bei ihm zu sein. Es lässt sicheinfach nicht nachholen.


    Manchmal denke ich ob er vielleicht das Gefühl hatte, ich wollte in dem Moment nicht bei ihm sein, oder hat er mitbekommen das ich Hilfe rufen wollte? Zu viele Fragen auf die ich keine Antworten mehr bekomme.


    Ich schicke Euch allen ganz liebe tröstende Grüße


    Hummel
    :kenr0006:

    :kenr0006:

  • Liebe Hummel,


    um Himmelswillen, so darfst Du nicht denken! Es ist absolut normal, dass Du sofort Hilfe für Deinen Rainer holen wolltest. Du wolltest doch nicht, dass er stirbt und er ganz sicher auch nicht!!!


    Stell Dir mal vor, Du wärst bei ihm geblieben und hättest nicht den Notarzt angerufen! Du würdest Dir jetzt schwerste Vorwürfe machen, dass Du keine Hilfe geholt hast und Dich Dein Leben lang fragen, ob Dir Rainer das verzeihen kann.


    Versuch bitte, diesen extrem schlimmen Vorfall aus einem anderen Blickwinkel zu sehen - Du machst Dich sonst noch mehr kaputt als Du ohnehin schon bist durch diesen tragischen Verlust!


    Ganz liebe, tröstende Grüße ... Morticia

  • Liebe Hummel,


    mein Mann ist im Schlaf gestorben, ich frage mich heute noch immer, ob ich etwas daran hätte ändern können, wenn ich vorher aufgewacht wäre. Er ist einfach eingeschlafen. Ich habe versucht ihn aufzuwecken, es hat lange gedauert bis ich begriffen und den Notruf gewählt habe. "Lungenembolie" war die Diagnose! Irgendwie weiß ich ja, dass ich das nicht hätte verhindern können, aber die Fragen bleiben...


    Mein einziger Trost ist: Er sah so friedlich und entspannt aus...


    Traurige Grüße Marne

  • Hallo ihr lieben. Auch wenn der Beitrag schon älter ist möchte ich euch trotzdem mein Beileid aussprechen. Meine Mutter ist ebenfalls an Krebs verstorben vor einem halben Jahr. Auch ich war bis zur letzten Sekunde bei ihr
    Sie bekam in den letzten Stunden vor ihrem tot sehr viel Morphium,hat durchgehend geschlafen sodass wir uns leider nicht mehr verabschieden konnten :( leider kann ich nicht von Erfahrung berichten ob sie mich gehört und wahrgenommen hat. Ich habe ihre Hand bis zur letzten Sekunde gehalten und ihr auch ins Ohr geflüstert das ich sie liebe... Es kam keine Reaktion.. Ich möchte niemanden die Hoffnungen nehmen,aber das sind leider meine Erfahrungen und das tut mir vom Herzen weh das ich einfach keine Gewissheit habe ob sie noch irgendwas wahrgenommen hat oder durch das Morphium so "verwirrt " war das sie nix mehr gemerkt hat.. Sie wurde lediglich zwischendurch etwas unruhig hat hin und wieder die arme gehoben und die Decke ein Stück runter gemacht. Und 2 mal die eine mili Sekunde die Augen geöffnet.. Ich weiss nicht ob sie das alles bewusst gemacht hat oder es einfach nur Reflexe waren.
    Liebe grüße

  • Hallo ihr Lieben,


    es ist so schön, dass die meisten von euch sich verabschieden konnten.


    Mir macht dieser Thread mein Herz schwer, sehr schwer.


    Meine Oma starb alleine während der Fahrt ins Krankenhaus.


    Mein Bruder ging durch Suizid, er war alleine in seinen letzten Minuten. Alleine im kalten Keller.
    Mein bester Freund starb durch einen Unfall, sein Bruder durfte nicht zu ihm in den Krankenwagen. Wir wissen ja, dass das nicht geht und sich die Ärzte auf den Patienten konzentrieren mussten, aber sein Bruder hat es bis heute nicht verkraftet, dass er ihn alleine im Krankenwagen zurücklassen musste und sich nicht verabschieden konnte. Er wollte ihm noch viel sagen, doch ihm wurde die Chance genommen.



    Es macht mich fertig, dass die liebsten Menschen in meinem Leben alleine gehen mussten.


    Euch viel Kraft für euren Verlust.

  • Ihr Lieben,


    mein Mann starb an Krebs. Er bekam soviel Morphium, dass er nicht mehr ansprechbar war. Er reagierte auf keine Berührung, aber als ich ihm ins Ohr flüsterte " ich liebe dich", da hat er ganz bewußt gelächelt. Es war dieses Lächeln das er immer hatte bevor er antwortete "ich dich auch"
    Ich werde immer dankbar sein für dieses Lächeln
    Unsere Lieben spüren uns und hören uns, davon bin ich ganz fest überzeugt.


  • Unsere Lieben spüren uns und hören uns, davon bin ich ganz fest überzeugt.


    Davon bin ich auch ganz fest überzeugt. Mein Papa war in den letzten vier Tagen seines Lebens leider auch nicht mehr ansprechbar. Es kam keine Reaktion mehr. Aber ich hielt seine Hand. Und wenn ich versuchte, sie wegzuziehen, hielt er sie fest, nur ganz schwach, aber deutlich spürbar. Er wusste, dass wir dort waren, auch wenn er nicht mehr mit uns kommunizieren konnte.

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